EU: Treibhausgasausstoß höher als vor der Pandemie

Industrie
Verkehr und Industrie emittieren wieder wie vor der Pandemie. (Quelle: IMAGO / Klaus W. Schmidt)

In der Europäischen Union wurden erstmals wieder mehr klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen als vor der Corona-Pandemie. Das teilte die Statistikbehörde Eurostat am Montag mit.

Zwischen Oktober und Dezember 2021 wurden demnach 1,041 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) und andere Treibhausgase wie Methan ausgestoßen – ein Anstieg um etwa 3,5 Prozent im Vergleich zum gleichen Quartal vor der Pandemie 2019.

Gegenüber dem gleichen Zeitraum 2020 betrug der Anstieg Eurostat zufolge 8 Prozent. Grund sei vor allem der konjunkturelle Aufschwung, nachdem die Wirtschaft wegen der Corona-Krise 2020 eingebrochen war.

Anstieg in allen EU-Ländern

Für die meisten Emissionen waren im vierten Quartal 2021 die Haushalte verantwortlich (22 Prozent). Darauf folgten die Industrie und die Stromversorgung (beide 21 Prozent), die Landwirtschaft (12 Prozent) sowie Transport- und Lagerwirtschaft (beide 11 Prozent).

Die Treibhausgasemissionen stiegen im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2020 in allen Sektoren an. Wobei die höchsten Zuwächse in den Bereichen Verkehr und Lagerung (18 Prozent), Bergbau (11 Prozent) und Stromversorgung (+10 Prozent) verzeichnet wurden.

Alle EU-Mitgliedsstaaten stießen mehr klimaschädliche Gase im vierten Quartal 2021 aus als im selben Zeitraum 2020. Während sie in Estland (28 Prozent), Bulgarien (27 Prozent) und Malta (23 Prozent) am stärksten stiegen, blieb der Zuwachs in Zypern (0,3 Prozent), den Niederlanden und Slowenien (beide 2 Prozent) und Luxemburg (3 Prozent) vergleichsweise niedrig.

Wie prognostiziert

Deutschland lag mit einem Anstieg von etwa 5 Prozent im unteren Drittel. Schon während der Pandemie war klar, dass Deutschland seine Klimaziele für das Jahr 2020 nur erreicht hatte, weil die Produktion und Mobilität eingeschränkt waren. Laut Umweltbundesamt (UBA) hätte das Land die Ziele sonst schon damals verfehlt.

UBA-Präsident Dirk Messner prognostizierte bereits im März 2020, dass die Emissionen wieder steigen würden, sobald die Wirtschaft wieder anspringt – insbesondere im Verkehrssektor. Selbst in der Lock-Down-Situation verpasste damals der Gebäudesektor seine Zielwerte.

Die aktuellen Erkenntnisse widerlegen auch Behauptungen des Wirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2020, dass es zu einer dauerhaften Trendumkehr beim Ausstoß der Treibhausgase in Deutschland gekommen sei. Das damals noch CDU-geführte Ministerium hatte erklärt: “Im Jahr 2020 gibt es dabei einen Corona-Effekt. Der Rückgang [des Treibhausgasaustoßes] lässt sich jedoch keinesfalls nur mit dem Corona-Effekt begründen. Vielmehr wirken strukturelle Veränderungen.”

EU nicht auf Kurs

Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) hatte Anfang April gemahnt, dass die jährlichen globalen Emissionen eigentlich ab 2025 nicht mehr steigen dürfen. Denn schon jetzt besteht eine 48-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die globale Klimaerwärmung zumindest zweitweise schon bis 2026 über der kritischen 1,5 Grad-Marke liegen wird.

Dass Europa bislang nicht auf dem Weg ist, dies zu verhindern, zeigen nun die neuen Eurostat-Daten. Die bisherigen Klimaschutzanstrengungen reichen nach Expertenüberzeugung bei Weitem nicht aus, um die gesetzten Ziele zu erreichen. (hcz)