Mehr Elektroschrott als jemals zuvor
Angesichts immer mehr defekter und ungenutzter Elektrogeräte appellieren Umweltschützer an die Verbraucherinnen und Verbraucher: Sie sollen ausgemusterte Elektrogeräte reparieren oder recyceln lassen, hieß es zum internationalen Tag des Elektroschrotts (“International E-Waste-Day”) am heutigen Donnerstag.
Schätzungen zufolge wird die Menge des jährlich anfallenden Elektroschrotts im Jahr 2021 mit 57,4 Millionen Tonnen erneut einen Höchstwert erreichen.
Laut dem “Global E-Waste Monitor 2020” kamen im Jahr 2019 noch 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott zusammen. Der Bericht wird unter anderem von der Universität der Vereinten Nationen herausgegeben. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Wenn die Entwicklung anhalte, seien im Jahr 2030 74 Millionen Tonnen zu erwarten.
Kaum Wiederverwendung
Das Problem sei allerdings nicht nur die Masse, sondern auch wie mit ihr umgegangen wird. Nach Berechnungen der UN-Experten wurde 2019 weltweit nur 17,4 Prozent des produzierten Elektroschrotts eingesammelt und recycelt. Viele kostbare Rohstoffe – darunter Gold und Silber – seien stattdessen verbrannt worden oder auf Müllkippen gelandet. Gefährliche Stoffe wie Quecksilber würden somit zur Gefahr für Mensch und Umwelt.
Zudem gibt es noch einen weiteren Umweltaspekt: “Solange die Bürger ihre gebrauchte, kaputte Ausrüstung nicht zurückgeben, verkaufen oder spenden, müssen wir weiterhin völlig neue Materialien abbauen, die große Umweltschäden verursachen”, teilte Pascal Leroy, Direktor des WEEE-Forums und der Veranstalter des “International E-Waste Days”, mit.
Auch EU hinkt hinterher
Zwar begegnet die EU dieser Problematik inzwischen mit Maßnahmen und Richtlinien, die die fachgerechte Entsorgung alter Elektrogeräte sicherstellen sollen. Seit 2021 sind Produzenten außerdem dazu verpflichtet, die Reparierbarkeit und Funktionsdauer ihrer Geräte zu verbessern. Außerdem müssen viele Hersteller Ersatzteile noch mindestens 10 Jahre nach dem Kauf zur Verfügung stellen. Dennoch hängen die EU-Mitgliedsstaaten laut einer Untersuchung des Ausbildungs- und Forschungsinstituts der Vereinten Nationen bei der Reduzierung von Elektroschrott teilweise weit hinter ihren eigenen Zielen.
In Deutschland kritisieren Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die “viel zu geringen Sammelmengen”. Die Sammelquote lag im Jahr 2019 bei 44 Prozent. Das seit 2019 geltende Elektrogesetz schreibt aber eigentlich 65 Prozent vor.
Deswegen fordert die DUH anlässlich des E-Waste Days die neue Bundesregierung dazu auf, die Hersteller per Gesetz zur Einhaltung der Sammelquote zu verpflichten. Zudem sollte im Elektrogesetz festgeschrieben werden, mindestens 15 Prozent der Altgeräte zur erneuten Nutzung aufzubereiten.
“Wenn die von der EU vorgegebene Sammelquote von 65 Prozent erfüllt werden soll, muss die neue Bundesregierung die gesetzlichen Sammelziele für jeden Hersteller verbindlich machen sowie Transparenz über die Sammelleistung schaffen. Bislang müssen die jeweiligen Hersteller und Händler ihre verfehlten Sammelbemühungen nicht öffentlich machen“, kritisierte Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.
Wie man Schrott los wird
Hierzulande sind Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verpflichtet, Elektrogeräte vorschriftsgemäß zu entsorgen. Großgeräte kann man kostenlos am kommunalen Wertstoffhof abgeben. In vielen Kommunen gibt es das Angebot, Elektrogeräte vom Grundstück oder aus der Wohnung abholen zu lassen – teilweise ist diese Abholung kostenpflichtig. Außerdem kann man Geräte mit einer Kantenlänge bis zu 25 cm im Laden zurückgeben, wenn es sich um einen großen Händler von Elektrogeräten mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern handelt. Dabei ist es egal, ob das Gerät dort ursprünglich gekauft wurde – und es muss auch kein neues Gerät gekauft werden. Auch Online-Shops müssen Altgeräte zurücknehmen.
Ein großes Altgerät ab 25 cm Kantenlänge muss immer dann kostenlos zurückgenommen werden, wenn ein entsprechendes Neugerät derselben Geräteart gekauft wird. So kann man das alte Gerät mitnehmen lassen, wenn die neue Ware geliefert wird. Beschränkt ist die Rücknahme lediglich auf drei alte Produkte pro Geräteart.
Aus Sicht der DUH funktioniert das aktuelle System aber nicht gut. Die Organisation schreibt: “Verbraucherinnen und Verbraucher können immer noch nicht flächendeckend und komfortabel ihre ausgedienten Elektrogeräte abgeben. Dies spiegelt sich in der katastrophal niedrigen Sammelmenge von nur 44 Prozent wider.” Aus Sicht der DUH sollten alle Elektronikhändler Geräte zurücknehmen müssen, unabhängig von ihrer Ladenfläche.
Ab Januar 2022 wird die Rücknahmepflicht ausgeweitet auf Supermärkte: Unter die Neuregelung fallen Lebensmittelhändler mit einer Gesamtverkaufsfläche von mindestens 800 Quadratmetern, die mehrmals im Jahr bzw. regelmäßig Elektro- und Elektronikgeräte anbieten. Bis zum 30. Juni 2022 gilt eine Übergangsfrist. (dpa / hcz)