LinkedIn schließt Job-Plattform in China

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Bislang konnten sich ausländische Konzerne nach Hongkong zurückziehen, doch auch dort geht die Regierung mittlerweile gegen Meinungsfreiheit vor. (Quelle: IMAGO / ZUMA Wire)

Microsoft schaltet seine chinesische Version des Karriere-Netzwerks LinkedIn nach verstärktem Druck der dortigen Behörden ab. Die Plattform verwies am Donnerstag unter anderem auf höhere Regulierungs-Anforderungen. Der auf Jobsuche und beruflichen Austausch fokussierte Dienst war das letzte große soziale Netzwerk aus den USA, das noch auf dem chinesischen Festland-Markt aktiv war.

LinkedIn war vor kurzem in die Kritik geraten, nachdem die Plattform in China die Profile mehrerer US-Journalisten unter Verweis auf dort verbotene Inhalte gesperrt hatte. Der Fall lenkte die Aufmerksamkeit auf die Kompromisse, die der Dienst eingehen muss, um in China auf dem Markt zu bleiben.

Nicht mehr dasselbe

Die Plattform war seit 2014 in China aktiv, also noch bevor sie 2016 von Microsoft übernommen wurde. Dabei unterschied sich das Portal bereits von der Version, die hierzulande und in anderen weniger restriktiven Staaten zugänglich ist. Bislang habe der Konzern mit der lokalisierten Version die Strategie verfolgt, den “Anforderungen der chinesischen Regierung an Internetplattformen” zu entsprechen. Was unter anderem heißt, sich der staatlichenZensur zu unterwerfen.

Laut Wall Street Journal hatte LinkedIn im Jahr 2020 42 Sperraufrufe erhalten; die Plattform sei 38 davon nachgekommen. Im März hätte die chinesische Regierung dem Netzwerk ein 30-tägiges Ultimatum gestellt, die Kontrolle der Webseite zu verschärfen.

Die Plattform zählt aktuell rund 54 Millionen chinesische Nutzerinnen und Nutzer, das ist die drittgrößte Nutzergruppe nach Indien und den USA. Im Vergleich zu heimischen Jobsuchmaschinen spielt LinkedIn aber nur eine untergeordnete Rolle in China.

Ganz aufgeben will Microsoft den chinesischen Markt aber nicht: Statt der chinesischen Version des Karriere-Netzwerks will der Konzern in China künftig eine App namens InJobs anbieten – ausschließlich für die Job- und Personalsuche. Eine Möglichkeit zum Teilen von Beiträgen und Artikeln wird es dort nicht mehr geben. Der Informationsaustausch unter den Mitgliedern wird somit stark beschränkt.

Hongkong fällt als Zuflucht

Online-Plattformen in China sind verpflichtet, Daten chinesischer Nutzer auf Anfrage den Behörden zur Verfügung zu stellen und im Land untersagte Inhalte – wie zum Beispiel Hinweise auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens – zu entfernen.

Die meisten US-Internetdienste sind in China gesperrt oder haben ihre an die dortige Bevölkerung gerichteten Dienste eingestellt. Facebook wurde 2009 ausgesperrt, nach den sogenannten Urumqi-Unruhen, bei denen es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen kam. Dennoch unterhalten zahlreiche chinesische Unternehmen weiterhin mit Facebook Werbeverträge.

Google betrieb seine Suchmaschine bis 2010 auch in China, zog wegen des Zensurdrucks aber vom Festland nach Hongkong um. Doch auch dort steigt mittlerweile der Druck auf die ansässigen US-Konzerne aufgrund neuer Zensurgesetze. Sowohl Google, Twitter als auch Facebook kündigten im Juli an, sich bei weiteren Gesetzesverschärfungen auch aus Hongkong zurückzuziehen. Noch im Juli 2020 weigerten sich die Konzerne Behördenanfragen nachzukommen. (dpa / hcz)