Luftverschmutzung führte zu rund 250.000 Todesfällen in der EU

Autos stehen im Stau
In absoluten Zahlen gab es die meisten auf Feinstaubbelastung zurückzuführenden Todesfälle in Polen, Italien und Deutschland. (Quelle: IMAGO / Wolfgang Maria Weber)

Im Jahr 2021 standen rund 253.000 Todesfälle in der EU im Zusammenhang mit Feinstaubwerten, die über den empfohlenen Grenzen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lagen. Das teilte die EU-Umweltagentur EEA am Freitag im Rahmen des “Clean Air Forum” der EU in Rotterdam mit.

Nach Angaben der EEA liegt die Luftverschmutzung in Europa weiterhin über den von der WHO empfohlenen Werten. Dies stelle eine “erhebliche Gefahr” für die Gesundheit der Menschen dar.

“Die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf unsere Gesundheit sind immer noch zu hoch”, so EEA-Direktorin Leena Ylä-Mononen.

Feinstaub (PM2,5) verursacht der EEA zufolge die größten gesundheitlichen Belastungen durch Herzerkrankungen, gefolgt von Schlaganfällen, Diabetes, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Lungenkrebs sowie Asthma.

Mindestens 253.000 Todesfälle seien im Jahr 2021 auf die Belastung mit Feinstaub zurückzuführen gewesen – und hätten vermieden werden können, wenn die WHO-Grenzwerte eingehalten worden wären, mahnt die Umweltagentur.

Strengere Grenzwerte

Die WHO hatte die empfohlenen Grenzwerte für PM2,5-Feinstaub im Jahr 2021 gesenkt – für die mittlere jährliche Belastung von 10 auf 5 Mikrogramm (tausendstel Gramm) pro Kubikmeter Luft. Als PM2,5 werden Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (tausendstel Millimetern) bezeichnet. PM2,5-Partikel können teils bis in die Lungenbläschen und in die Blutbahn vordringen.

Feinstaub besteht laut Umweltbundesamt aus einem Gemisch fester und flüssiger Partikel und entsteht etwa durch den Betrieb von Autos, Heizungen in Wohnhäusern oder der Industrie, etwa bei der Metall- und Stahlerzeugung. Auch in der Landwirtschaft entsteht Feinstaub, etwa Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung.

Die EU will im Rahmen des sogenannten European Green Deals die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Feinstaub-Belastung bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu reduzieren. Laut der EEA ist die Zahl dieser Todesfälle zwischen den Jahren 2005 und 2021 bereits um 41 Prozent zurückgegangen.

Die EU-Umweltagentur warnt jedoch, Luftverschmutzung sei weiterhin das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko für Europäer, das vor allem in Städten zu chronischen Erkrankungen und Todesfällen führe. Es würden auch erhebliche Kosten für die Gesundheitssysteme verursacht.

Neben Feinstaub bleiben auch Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon in der Luft ein Problem: Die EEA registrierte 52.000 Todesfälle durch Verschmutzung mit Stickstoffdioxid sowie 22.000 durch Ozonbelastung.

In Deutschland stehen der EEA zufolge 32.300 Todesfälle mit einer zu hohen Feinstaubbelastung im Zusammenhang. Der Bericht deckt 40 europäische Länder ab.

Maßnahmen gegen Luftverschmutzung gefordert

EEA-Experten forderten, die von der WHO empfohlenen Richtwerte einzuhalten, um Todesfälle zu vermeiden. Es brauche Maßnahmen auf EU-Ebene, aber auch auf nationaler und lokaler Ebene. In den Städten etwa gehe es vor allem darum, den Verkehr neu zu organisieren, um Menschen vor Luftverschmutzung zu schützen.

Anlässlich der aktuellen EEA-Zahlen forderte die Deutsche Umwelthilfe am Freitag verbindliche Grenzwerte in der EU-Luftqualitätsrichtlinie, die eine saubere Atemluft garantierten. Die Vorschläge der EU-Mitgliedsstaaten sähen bisher Grenzwerte vor, die für Feinstaub und Stickstoffdioxid doppelt so hoch liegen, wie die Empfehlungen der WHO.

Die Luftqualität an Messstationen in Europa zeigt die EEA auf einer Webseite an. (dpa / js)