Test: Vier smarte Heizungsthermostate ohne Cloud
Vernetzte Heizkörperthermostate sorgen für die ideale Temperatur zu Hause – sammeln aber viele sensible Daten. Im Test zeigt sich, dass es auch datenschutzkonforme Modelle ohne Cloud-Anbindung ab 25 Euro gibt.
Inhalt:
- Warum smart heizen?
- Einzeltests
- Fazit
Was kann es im Winter Schöneres geben, als die eigenen vier Wände zu betreten und eine wohlig warme Wohnung oder das perfekt temperierte Haus vorzufinden? Mit klassischen Drehthermostaten an den Heizkörpern bedeutet das allerdings, dass man den ganzen Tag durchheizen muss und viel Energie verschwendet – egal, ob man gerade anwesend ist oder der Wohnraum leer steht.
Die Lösung bringen sogenannte smarte Heizkörperthermostate – elektronische Temperaturregler, die man kabellos per Smartphone oder Browser steuert. Sie können beispielsweise per Zeitplan programmiert werden: So regelt sich die Heizung zum vorgegebenen Zeitpunkt herunter, wenn keiner zu Hause ist oder die Bewohnerinnen und Bewohner schlafen. Bevor sie heimkehren oder aufwachen, hebt der Zeitplan die Temperatur sanft auf Wohlfühlniveau. Öffnet man ein Fenster, bemerken das die Thermostate automatisch am plötzlichen Temperatursturz; statt verschwenderisch dagegen zu heizen, schließt sich das Heizungsventil von selbst. Die Montage der Thermostate ist kinderleicht und der Heizkreislauf muss nicht geöffnet werden.
Datenschutz
Generell gelten Smart-Home-Geräte wegen ihrer Vernetzung als Datenschleudern: Sie sammeln Informationen über das Verhalten oder die Wohnsituation der Nutzerinnen und Nutzer. Über ihre Datenverbindung können die Geräte diese Informationen an die Hersteller weiterleiten – das gilt auch für smarte Thermostate. So ließe sich an den Heizzeiten ablesen, wann die Bewohner gewöhnlich nach Hause kommen oder wann sie zu Bett gehen.
Außer Datenschutzproblemen ergeben sich auch Vorteile aus der Cloud-Anbindung: So lässt sich beispielsweise die am Thermostat gemessene Raumtemperatur unterwegs mithilfe der Smartphone-App überprüfen oder korrigieren. Außerdem kann man solche Art von Thermostaten auch mithilfe von Sprachassistenten wie Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple Siri steuern. Auf diese netten Gimmicks muss man bei den Thermostaten im Test verzichten.
Denn die Posteo-Redaktion hat sich im Test nur auf vernetzte Thermostate ohne Cloud-Anbindung konzentriert. Sie kommunizieren nur innerhalb des heimischen Netzwerks mithilfe verschiedener Funkstandards wie Bluetooth oder DECT und geben dem Datenschutz den Vorrang. Ihre Daten bleiben also im eigenen Heim.
Die Geräte im Test
Die Preise der Geräte liegen dabei zwischen 20 und 70 Euro: AVM ist eigentlich bekannt für seine Router der Fritz!Box-Reihe. Mit dem DECT 301 bieten die Berliner aber auch ein Thermostat an. Wie der Name schon sagt, ist das Besondere seine Anbindung per DECT-Funk an die hauseigenen Router. Dadurch ist keine weitere Smart-Home-Zentrale nötig, sondern nur ein Router der Marke. Elgato beziehungsweise Eve setzt bei seinem Produkt “Thermo” auf Bluetooth. Kompatibel ist das Thermostat nur mit iPhones und iPads. Wer möchte, kann einen Apple HomePod oder Apple TV als Smart-Home-Zentrale einsetzen, was aber nicht zwingend nötig ist. Für das eQ-3 Homematic IP Thermostat muss man eine spezielle Smart-Home-Zentrale kaufen. Sie spannt ein proprietäres Funknetz auf, das man auch für anderes Smart-Home-Zubehör des Herstellers nutzen kann.
Zum Vergleich haben wir ein preiswertes Bluetooth-Thermostat für rund 25 Euro mitgetestet: Das eQ-3 Eqiva lässt sich im Unterschied zu den Konkurrenten nicht in ein Smart-Home-System einbinden, sondern nur einzeln steuern und bietet deutlich weniger Funktionen als die Mitbewerber. Immerhin: ein Zeitplan lässt sich per App programmieren.
Noch einfachere Modelle findet man oft auf den Wühltischen der Baumärkte und Elektronikhändler. Solche Thermostate haben wir nicht in den Test aufgenommen, da sie sich nur am Gerät selbst steuern lassen und nicht im Verbund, per App oder Browser.
Übrigens: Wer auf die Fernsteuerung von außerhalb nicht verzichten möchte, kann mit etwas Vorbereitung per VPN auf sein Heimnetzwerk zugreifen und die Geräte auf diesem Weg steuern. Das ist zwar nicht ganz so komfortabel einzurichten wie die Cloud-Lösungen der Hersteller, schützt aber die eigenen Daten.
Installation
Ein Heizkörperthermostat kann fast jeder ohne technische Vorkenntnisse oder eine Klempnerausbildung tauschen – eventuell ist aber eine Rohrzange nötig. Beim Tausch muss der Heizkreislauf nicht geöffnet werden und es tritt zu keinem Zeitpunkt Wasser aus.
Alle Thermostate im Test haben einen Anschluss für das weit verbreitete Anschlussgewinde M30 × 1,5 Millimeter. Für Ventile von Danfoss liegt bei allen ein Kunststoffadapter bei. Weitere Adapter sind für wenig Geld im Baumarkt erhältlich. Zuerst entfernt man das alte Thermostat. Dazu dreht man die Manschette auf, mit der es auf das Ventil des Heizkörpers geschraubt ist. Sitzt die Manschette zu fest, kommt die Rohrzange zum Einsatz.
Ist das alte Thermostat ab, kann das neue aufgeschraubt und eingerichtet werden. Zuvor sollte man in der beiliegenden Anleitung aber nachschauen, in welcher Reihenfolge vorzugehen ist. Nutzt man eine App zur Einrichtung, sagt einem das Programm oder das Thermostat selbst meist, was als nächstes zu tun ist. Bei den Testgeräten war es so, dass erst ein Schutzstreifen aus dem Batteriefach gezogen werden musste, damit die Thermostate starten.
Kurz bevor die Thermostate einsatzfähig sind, kalibrieren sie sich – was mehrere Minuten dauern kann. Dabei stellt das Thermostat fest, wie weit es seinen Steuermotor bewegen muss, um das Heizkörperventil komplett zu öffnen oder zu schließen. Anschließend kann man in der Regel mit der Programmierung des Geräts beginnen.
Die am Thermostat gemessene Temperatur entspricht meist nicht der tatsächlichen Raumtemperatur, da es direkt am warmen Heizkörper misst. Die Raumtemperatur liegt in den meisten Fällen ein bis zwei Grad niedriger. Um diese Diskrepanz auszugleichen, kann man bei allen Geräten einen sogenannten Offset einstellen. Er gibt an, wie groß der Unterschied zwischen gemessener und realer Raumtemperatur ist. Wer ein verlässliches Thermometer hat, kann auch dies zur Justierung nutzen. Tipp: Noch genauer und ohne manuelle Einstellung geht es mithilfe eines externen Temperatursensors, den man im Raum platziert. Er ersetzt die internen Sensoren der Thermostate. Solche Fühler sind für 30 bis 70 Euro für alle Testgeräte bis auf das Eqiva erhältlich.
In allen Testthermostaten sorgen jeweils zwei AA-Batterien für die Stromversorgung. Wie lange diese halten, ist stark vom Heizverhalten abhängig. Denn der Funk und die eingebauten Displays benötigen nur wenig Energie. Hauptverbraucher ist der Elektromotor, der das Ventil verstellt. Soll dasThermostat häufiger die Temperatur verändern, sind die Batterien schneller leer. Die Batterien der Thermostate halten grob eine Heizsaison. Dadurch ergibt sich ein Müllproblem. Das kann man aber umgehen, indem man Akkus nutzt.
Zubehör fürs Smart Home
Ein Grund, sich für den einen oder anderen Thermostat zu entscheiden, sollte auch die Auswahl an kompatiblen Smart-Home-Geräten sein. Denn selbst, wenn man sich zum jetzigen Zeitpunkt sicher ist, dass das Thermostat die einzige Smart-Home-Anschaffung bleiben wird, ist das erste Gerät erfahrungsgemäß meist nur der Stein des Anstoßes: So kauft man nach dem Thermostat oftmals den ersten Fenstersensor, einen Raumtemperatursensor, smarte Wandschalter oder was auch immer. Da ist es schön, wenn man zumindest diese Optionen hat – und für eine Erweiterung nicht schon wieder das System wechseln muss.
In Bezug darauf ist eQ-3 mit seiner Produktserie Homematic IP am besten aufgestellt: Außer den Heizkörperthermostaten bietet der Hersteller auch Fenster- und Türkontakte, Schalt- und Messsteckdosen, Bewegungsmelder, Rollladensteuerungen und vieles mehr. Hier findet man alles, um sein Smart Home zu komplettieren; selbst Schalter für Unterputz sind dabei. Zudem sind zahlreiche Geräte anderer Hersteller mit der Homematic-Bridge kompatibel.
Eve ist nicht ganz so breit aufgestellt, bietet aber eine gute Grundausstattung an Bewegungs- und Luftsensoren, Schaltern und Steckdosen. Mager wird es bei AVM: Außer dem Thermostat hat der Hersteller lediglich zwei Arten Mess- und Schaltsteckdosen sowie einen Funktaster im Angebot. Nicht mal einen Fenstersensor gibt es. Wegen des verwendeten DECT-Funks existieren auch wenige kompatible Geräte anderer Hersteller, die zufriedenstellend funktionieren würden. Zur Steuerung der AVM-Geräte kann man auch ein Fritz!Fon verwenden.
Ein Fenstersensor ist – abgesehen vom externen Temperatursensor – wohl die sinnvollste Ergänzung zu den Thermostaten: Er erkennt, wenn bei kaltem Wetter gelüftet wird; der Thermostat schließt dann für die Zeit das Heizungsventil, um nicht unnötig Energie zu verschwenden. Einige der eingebauten Fenstererkennungen funktionieren aber nur unzuverlässig. Und steht die Heizung nicht direkt unter dem geöffneten Fenster, registriert der interne Sensor sowieso nichts, weil der Temperatursturz nicht deutlich genug ausfällt.
Externe Fenstersensoren funktionieren hingegen zuverlässig. Man klebt sie an den Rahmen der Fenster oder Türen. Ob das Fenster oder die Tür offen steht, erfassen sie optisch oder magnetisch. An eine Tür geheftet, können die Sensoren auch als Einbruchschutz zum Einsatz kommen.
Wie funktioniert ein Thermostat?
Auch klassische, mechanische Thermostate können mehr als nur das Ventil des Heizkörpers öffnen und schließen: Die aufgedruckten Zahlen stehen jeweils für eine bestimmte Wunschtemperatur – die 3 meist für 20 Grad Celsius. Ein Fühlerelement überwacht konstant die Raumtemperatur. Es besteht aus temperaturempfindlichem Material, das sich je nach Raumtemperatur ausdehnt oder zusammenzieht und so das Heißwasserventil des Heizkörpers automatisch weiter öffnet oder schließt.
Auch unsmarte Thermostate steuern also automatisiert die Heizung, bis die Wunschtemperatur erreicht ist. Was sie allerdings nicht können, ist die Temperaturvorgabe je nach Wochentag oder Tageszeit anzupassen oder bei offenem Fenster den Temperatursturz korrekt zu interpretieren.
In den smarten Thermostaten übernimmt ein elektronischer Temperatursensor die Rolle des analogen Fühlerelements. Ein Elektromotor öffnet und schließt das Heizungsventil. Je nach Thermostatmodell arbeitet der Motor unterschiedlich laut. Die leisesten Geräte nimmt man akustisch kaum wahr. Das Surren der lauteren Modelle kann durchaus beim Einschlafen stören. Wer ein Thermostat also im Schlafzimmer nutzen möchte, sollte auf die Betriebsgeräusche achten. Den Großteil der Zeit hört man die Thermostate aber nicht, da sich ihre Motoren im Idealfall nur selten verstellen.
Energie sparen
Eines der Argumente für ein Smart Home ist die angebliche Energieersparnis. In Bezug auf die vernetzten Thermostate klingt das erst einmal logisch: Statt 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche immer gleichmäßig durchzuheizen, passen die smarten Thermostate die Wärmezufuhr an. Ganz so einfach ist es aber leider nicht.
Verhaltensregeln, die beispielsweise bei automatisiertem Licht Sinn ergeben (“an, wenn Nutzer anwesend”, “aus, wenn Nutzer abwesend”), funktionieren bei Heizungen nicht in dieser Art. Denn Heizkörper und Wohnraum verändern nur mit deutlicher Verzögerung ihre Temperatur. Dadurch ist es schwierig, ein Heizverhalten zu programmieren, das tatsächlich Einsparungen zur Folge hat und konkrete, allgemein gültige Tipps zur Heizkostenersparnis zu geben: Es kommt unter anderem darauf an, wie gut die Immobilie isoliert ist, welche Räume wie genutzt werden und wie modern die Heizungsanlage ist. Eine allgemeine Formel für das ideale Heizverhalten gibt es nicht.
Generell kann man sagen: Handeln die Bewohner sowieso schon vorbildhaft vorausschauend, heizen nur Räume, die sie auch nutzen, drehen die Heizung manuell zu bei Abwesenheit etc., bringen smarte Thermostate nur einen geringen Vorteil. Bevorzugen die Bewohner den Komfort und möchten sich möglichst wenig um ihre Heizkörper kümmern, könnten sich Smart-Home-Thermostate für Einsparungen lohnen.
Laut des Beratungsportals co2online.de kann man zwischen 9 und 26 Prozent an jährlichen Heizkosten sparen, wenn man smarte Thermostate verwendet. Nach dem Heizspiegel 2019 bedeutet das bei einer 70 Quadratmeter großen Wohnung eine Ersparnis von 65 Euro bis 180 Euro; in einem 110 Quadratmeter großen Haus spart man demnach 175 Euro bis 320 Euro. Geht man davon aus, für die Wohnung fünf smarte Thermostate anschaffen zu müssen und für das Haus zwölf, dauert es ein bis sechs Jahre bis sich die Anschaffung amortisiert.