Treibhausgaskonzentration erreicht erneut Rekordwert

Qualmende Schornsteine eines Braunkohlekraftwerks
Der Verbrauch fossiler Brennstoffe müsse dringend reduziert werden, fordert WMO-Chef Petteri Taalas. (Quelle: IMAGO / Frank Sorge)

Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre hat im Jahr 2022 erneut einen Rekordwert erreicht. Auch ein Ende dieses Anstiegs sei nicht in Sicht, erklärte die Weltwetterorganisation (WMO) am heutigen Mittwoch in Genf.

Laut der WMO lag die Konzentration von Kohlendioxid (CO2) im vergangenen Jahr 50 Prozent über dem vorindustriellen Niveau – das die UN-Organisation vor dem Jahr 1750 datiert. CO2 gilt als Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels.

Nach Angaben der WMO lag die Konzentration des Treibhausgases in der Atmosphäre im vergangenen Jahr bei 417,9 ppm (parts per million – Teilchen CO2 pro Millionen Teilchen) – ein Anstieg um 2,2 ppm im Vergleich zum Vorjahr.

Die WMO erklärte, eine vergleichbare CO2-Konzentration habe es letztmals vor drei bis fünf Millionen Jahren gegeben. Damals sei die globale Durchschnittstemperatur 2 bis 3 Grad Celsius wärmer und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher als heute gewesen.

Zwar flachte der CO2-Anstieg im Vergleich zum Jahr 2021 und dem zehnjährigen Mittelwert etwas ab. Die Organisation führt dies jedoch auf natürliche, kurzfristige Schwankungen im Kohlenstoffzyklus zurück. Die neu eingebrachten Emissionen aus menschengemachten Aktivitäten stiegen weiter.

Knapp die Hälfte der CO2-Emissionen verbleibt laut WMO in der Atmosphäre. Solange es weitere Emissionen gebe, werde sich daher auch weiter CO2 in der Atmosphäre ansammeln und zu einem globalen Temperaturanstieg führen. Angesichts der langen Haltbarkeit von CO2 in der Atmosphäre werde der bereits jetzt eintretende Temperaturanstieg noch mehrere Jahrzehnte anhalten, selbst wenn die Emissionen rasch auf Null gesenkt würden, so die WMO.

Ignorierte Warnungen

WMO-Chef Petteri Taalas kritisierte: “Trotz jahrzehntelanger Warnungen der Wissenschaftsgemeinde, trotz Tausender Berichtsseiten und Dutzenden von Klimakonferenzen bewegen wir uns immer noch in die falsche Richtung.”

Auch die Konzentration des Treibhausgases Methan (CH4) ist im vergangenen Jahr weiter angestiegen. Zwar sei dieser Anstieg geringer ausgefallen als von 2020 auf 2021, aber deutlich höher als der durchschnittliche jährliche Anstieg in den vergangenen zehn Jahren.

Die Konzentration von Distickstoffmonooxid (N2O), besser bekannt als Lachgas, ist laut der WMO um 1,4 ppm gestiegen und lag damit im Jahr 2022 bei 335,8 ppm. Dieser Anstieg sei größer als je zuvor in der modernen Zeitrechnung.

“Das derzeitige Niveau der Treibhausgase bringt uns auf einen Weg, der bis Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg weit über dem Ziel des Pariser Klimavertrags zur Folge hat”, sagte WMO-Chef Taalas. Er warnte, damit gingen extremere Wetterereignisse wie starke Hitze und Regenfälle ebenso einher wie Eisschmelzen und der Anstieg des Meeresspiegels. Taalas appellierte: “Wir müssen den Verbrauch fossiler Brennstoffe dringend reduzieren.”

UN-Organisationen warnen vor Verfehlung des 1,5-Grad-Ziels

Erst kürzlich hatten weitere UN-Organe gewarnt, das 1,5-Grad-Ziel sei gefährdet. Im Klimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 hatten sich Staaten weltweit dazu verpflichtet, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dafür darf nur noch eine begrenzte Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) in die Erdatmosphäre gelangen.

Einem am Dienstag erschienenen Bericht des UN-Klimasekretariats zufolge, sind die von Staaten vorgelegten Klimaschutzpläne jedoch weit davon entfernt, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.

Der Chef des UN-Klimasekretariats, Simon Stiell, kommentierte, der Bericht zeige, “dass die Regierungen nur kleine Schritte unternehmen, um die Klimakrise abzuwenden”. Die Regierungen müssten bei der Ende November beginnenden UN-Weltklimakonferenz COP28 “mutige Schritte” unternehmen und die Konferenz müsse ein “klarer Wendepunkt” sein.

Anfang November hatte bereits das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) berichtet, die weltweit geplanten Fördermengen von Kohle, Öl und Gas seien weiterhin zu hoch, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

Anlässlich des UNEP-Berichts hatte auch UN-Generalsekretär António Guterres gefordert: “Die COP28 muss ein klares Signal senden, dass das Zeitalter der fossilen Brennstoffe vorbei ist.” (dpa / js)