Treibhausgaskonzentration erreicht neuen Höchstwert

Erdatmosphäre
Corona hat nichts an den alarmierenden CO2-Werten in der Atmosphäre geändert. (Quelle: NASA Earth Observatory – gemeinfrei)

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre erreichte im Jahr 2020 einen neuen Rekordwert, wie die Weltwetterorganisation (WMO) am Montag in Genf berichtete. Der Anstieg war sogar stärker als im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2020. Obwohl die Wirtschaft im ersten Corona-Jahr vielerorts nur eingeschränkt arbeitete, wurde der Trend nicht ausgebremst.

“Die Verlangsamung der Wirtschaftsaktivitäten durch Covid-19 hatte keine erkennbaren Auswirkungen auf die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre oder auf deren Wachstumsraten”, berichtete die WMO in der Pressemitteilung zu ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Lediglich die neuen CO2-Emissionen seien im Corona-Jahr 2020 vorübergehend um 5,6 Prozent zurückgegangen.

Auch 2021 sieht es schlecht aus

Der neue Höchstwert des Treibhausgases lag bei 413,2 ppm (Teilchen pro Million Teilchen). Das entspricht 149 Prozent des vorindustriellen Niveaus – das die WMO vor dem Jahr 1750 datiert. Im Jahr 2019 waren es 410,7 ppm. Die Marke von 400 ppm war erst 2015 durchbrochen worden.

Die WMO hat auch schon CO2-Messungen aus diesem Jahr, die nichts Gutes verheißen: an der Station Mauna Loa auf Hawaii in den USA lag die Konzentration im Juli dieses Jahres bei 416,96 ppm, nach 414,62 ppm im vergangenen Jahr. Die WMO bildet für das Jahresniveau immer einen Mittelwert aus den Messungen mehrerer Stationen.

Umfänglicher Lebenswandel nötig

Bei der am Sonntag beginnenden Klimakonferenz in Glasgow (COP26) soll über eine Verschärfung der bisherigen internationalen Klimaschutzpläne verhandelt werden. Wenn nicht deutlich schärfere Klimaschutzmaßnahmen als heute umgesetzt werden, würde die Welt die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht einhalten, die Erwärmung auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen, sagte WMO-Chef Petteri Taalas. “Wir müssen die Industrie, den Energiesektor, den Verkehr und unsere gesamte Lebensweise neu überdenken.” Mit den aktuellen Plänen steuert die Welt einem UN-Bericht zufolge auf 2,7 Grad Erderwärmung mit katastrophalen Folgen zu.

Das letzte Mal, dass die Erde solche CO2-Konzentrationen erlebte wie heute, sei drei bis fünf Millionen Jahre her. Damals sei die Temperatur zwei bis drei Grad höher gewesen und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher.

Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsste die Welt spätestens zwischen 2050 und 2070 klimaneutral werden. Taalas rief die Länder der Welt auf, bei der COP26 neue, schärfere Klimaschutzmaßnahmen anzukündigen. Die notwendigen Reformen seien wirtschaftlich erschwinglich und technisch machbar. “Wir haben keine Zeit zu verlieren”, warnte er.

Die WMO verweist darauf, dass schon jetzt Ökosysteme, die früher CO2 aufgenommen haben, zu Quellen zusätzlicher CO2-Emissionen geworden sind. Das sei beispielsweise in Teilen Amazoniens der Fall. Auslöser sind große Waldbrände und die Rodung von Wäldern. Die Folgen der Erderwärmung bekommen ärmere Länder bereits heute mehr zu spüren, wie die WMO vergangene Woche meldete. Obwohl die Verursacher der Treibhausgase hauptsächlich die wohlhabenden Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre sind. (dpa / hcz)