WHO: "Fossile Brennstoffe bringen uns um"

WHO-Gebäude
Laut WHO sterben weltweit 13 Menschen pro Minute an den Folgen von Luftverschmutzung. (Quelle: I, Yann – CC BY-SA 3.0)

Vor der Weltklimakonferenz (COP 26) in Glasgow hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit deutlichen Worten zu ehrgeizigen neuen Klimaschutzzielen aufgerufen. “Die Verbrennung fossiler Brennstoffe bringt uns um”, teilte sie am Montag in Genf mit. “Der Klimawandel ist die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit.”

In dem “WHO COP26 Special Report on Climate Change and Health” genannten Sonderbericht hat die Organisation zehn Empfehlungen zusammengetragen, die sich an die in Glasgow ab 31. Oktober zusammenkommenden Entscheidungsträger richten. Unter anderem verlangt die WHO bessere Lebensqualität in Städten, Vorrang für Fußgänger, Radfahrer und Nutzer des öffentlichen Verkehrs und eine nachhaltige Agrarwirtschaft. “Der Schutz der Gesundheit der Menschen erfordert transformative Maßnahmen in allen Bereichen”, erklärte die Gesundheitsorganisation.

Mehr Klimaschutz, weniger Tote

Verbesserungen beim Klimaschutz hätten enorme positive Wirkung für die Gesundheit, so die WHO. Damit könnten erhebliche Krankheitskosten gespart werden. Allein durch Luftverschmutzung sterben nach Angaben der WHO jedes Jahr rund sieben Millionen Menschen frühzeitig, etwa 13 pro Minute. Wenn die WHO-Standards für Luftverschmutzung eingehalten würden – wofür unter anderem der Treibhausgasausstoß, der den Klimawandel anheizt, deutlich verringert werden müsste – könnten 80 Prozent der so verursachten Todesfälle vermieden werden.

Die WHO hatte die gesundheitlich noch vertretbaren Grenzwerte etwa für Feinstaub und Stickstoffdioxid (NO2) erst im September verschärft. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurden die neuen WHO-Werte sowohl bei Stickstoffdioxid als auch bei Feinstaub im vergangenen Jahr in weiten Teilen Deutschland überschritten.

Auch die Umstellung auf eine nährstoffreichere, pflanzliche Ernährung in Übereinstimmung mit den WHO-Empfehlungen könne die globalen Emissionen erheblich reduzieren, schreibt die WHO in der aktuellen Stellungnahme. Das könne für widerstandsfähigere Nahrungsmittelsysteme sorgen und bis 2050 jährlich bis zu 5,1 Millionen ernährungsbedingte Todesfälle vermeiden.

Arme Länder leiden am meisten

Parallel zur Veröffentlichung des WHO-Berichts appellierten 300 Verbände im Namen von 45 Millionen Pflegekräften an die Regierungen weltweit, schärfere Klimaschutzmaßnahmen zu erlassen. In einer gemeinsamen Erklärung warnten WHO und Verbände etwa vor Hitzewellen, Waldbränden und Stürmen. “Wetter- und Klimaveränderungen bedrohen die Ernährungssicherheit und treiben durch Lebensmittel, Wasser und Vektoren übertragene Krankheiten wie Malaria in die Höhe”, hieß es von dem Verbund.

Die am stärksten vom Klimawandel Betroffenen seien diejenigen, die am wenigsten dafür verantwortlich seien. Reiche Länder müssten mehr Geld für Anpassungen in anderen Weltregionen zur Verfügung stellen. Sie sollten die versprochen Zahlungen an einkommensschwächere Länder leisten, damit sich diese an die Klimaveränderungen anpassen können.

Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) Jürgen Resch nannte den Sonderbericht einen “Warnschuss für die Bundesregierung”. Sowohl für Klimaschutz als auch Gesundheitsschutz werde bisher zu wenig getan. “Wir unterstützen deshalb die Forderungen der WHO zum Förderstopp für fossile Energien, den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität und die Agrarwende”, kommentierte Resch.

Die Klimakonferenz COP26 in Glasgow beginnt Ende des Monats und dauert bis zum 12. November. Wegen der Corona-Pandemie musste sie vom ursprünglich geplanten Termin im April 2020 verschoben werden. (hcz)