WMO: Rekordanstieg von Methan in der Atmosphäre
Die Konzentrationen der drei bedeutendsten Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas in der Atmosphäre hat im vergangenen Jahr neue Höchststände erreicht. Das teilte die Weltwetterorganisation (WMO) am Mittwoch mit.
Insbesondere bei Methan (CH4) haben die Forschenden einen drastischen Anstieg festgestellt: Seit Beginn der systematischen Messungen vor fast 40 Jahren ist die Konzentration des Treibhausgases in der Atmosphäre noch nie so stark gestiegen wie im Jahr 2021.
Nach WMO-Angaben erhöhte sich die globale Durchschnittskonzentration von Methan im vergangenen Jahr um 18 auf 1908 ppb (parts per billion, Teilchen Methan pro Milliarde Teilchen). Dieser Wert entspricht 262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung. Auch im Jahr 2020 war der Anstieg mit 15 ppb deutlich größer als im langjährigen Durchschnitt.
Methan trägt nach Kohlenstoffdioxid (CO2) am meisten zum Klimawandel bei. Es ist 25-mal klimaschädlicher als CO2, hält sich jedoch kürzer in der Atmosphäre. Bei Methan sind es gut zehn Jahre, bei CO2 ist selbst nach Jahrhunderten ein beträchtlicher Anteil noch in der Atmosphäre.
Gründe für Anstieg werden untersucht
Laut WMO steigt die atmosphärische Methan-Konzentration im weltweiten Durchschnitt bereits seit 2007 immer weiter an. Analysen deuteten darauf hin, dass der größte Beitrag zu diesem Anstieg aus biogenen Quellen wie Feuchtgebieten oder Reisfeldern stammt.
Die Ursachen für den außergewöhnlichen Anstieg im vergangenen Jahr sind laut der WMO allerdings bisher noch unklar – ließen sich aber wohl auf biologische und vom Menschen verursachte Prozesse zurückführen. Unklar sei noch, ob dies eine Folge des Klimawandels ist, weil etwa Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden. Je wärmer, desto schneller wird organisches Material abgebaut, und ein Abbau im Wasser ohne Sauerstoffzufuhr führt zu höheren Methanemissionen. Aber die WMO schreibt auch: “Der dramatische Anstieg könnte auch auf die natürliche jährliche Variabilität zurückzuführen sein.” Die genauen Gründe würden noch von Wissenschaftlern untersucht.
Anstieg der CO2-Konzentration
Beim Kohlendioxid sei der Anstieg der Konzentration von 2020 auf 2021 höher gewesen als im Durchschnitt der zehn vorangegangenen Jahre. Die Konzentration stieg demnach im Jahr 2021 um 2,5 auf 415,7 ppm (parts per million, Teilchen CO2 pro Millionen Teilchen). Das entspricht 149 Prozent des Niveaus vor Beginn der Industrialisierung. Der Anstieg sei in erster Linie auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Zementproduktion zurückzuführen.
Auch der Anstieg der atmosphärischen Konzentration von Distickstoffmonoxid (N2O), allgemein bekannt als Lachgas, war im vergangenen Jahr höher als die durchschnittliche Wachstumsrate der vergangenen zehn Jahre. Die Konzentration lag bei 334,5 ppb, was 124 Prozent des vorindustriellen Niveaus entspricht. Lachgas ist rund 300-mal so klimaschädlich wie CO2.
CO2 trägt laut Umweltbundesamt zu etwa zwei Dritteln zum Treibhauseffekt bei, Methan gut 16 Prozent und Lachgas rund 6,5 Prozent. Alle Treibhausgase zusammen haben zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von mehr als 1,1 Grad Celsius seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt.
“Die Zeit läuft uns davon”
Die WMO hatte im Mai zudem berichtet, die Jahres-Durchschnittstemperatur könnte im Zeitraum zwischen 2022 und 2026 mindestens in einem Jahr bereits bei 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei fast 50 Prozent. Die Folgen des Klimawandels bei einer Erwärmung von dauerhaft mehr als 1,5 Grad sind den Experten zufolge erheblich.
WMO-Generalsekretär Petteri Taalas sagte anlässlich der neuen Zahlen: “Das Treibhausgas-Bulletin der WMO unterstreicht einmal mehr die enorme Herausforderung – und die lebenswichtige Notwendigkeit – dringender Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und zur Verhinderung eines weiteren Anstiegs der globalen Temperaturen in der Zukunft.”
Der anhaltende Anstieg der Konzentrationen der wichtigsten Treibhausgase zeige, dass “wir in die falsche Richtung steuern”. Taalas mahnte: “Wir müssen unsere Industrie-, Energie- und Verkehrssysteme sowie unsere gesamte Lebensweise umstellen. Die notwendigen Veränderungen sind wirtschaftlich erschwinglich und technisch möglich. Die Zeit läuft uns davon.”
Je nach Messstationen und Berechnungsmethoden weichen die WMO-Werte leicht von Angaben etwa der US-Klimabehörde NOAA ab. Die WMO bildet jeweils einen Mittelwert aus den Messungen mehrerer Stationen. (dpa / js)