Australische Schule installiert Fingerabdruckscanner vor Toiletten

Fingerabdruckscanner an einer Tür
Nach Ansicht der Organisation Digital Rights Watch trägt der Einsatz von Fingerabdruckscannern in Schulen zur Normalisierung von Überwachung bei. (Quelle: IMAGO / MiS)

Eine Schule in Sydney hat Fingerabdruckscanner am Eingang ihrer Toiletten installiert, um den Zugang zu kontrollieren. Das Bildungsministerium betont, ihre Schüler seien nicht zur Abgabe von Fingerabdrücken verpflichtet. Doch Datenschützer kritisieren den Einsatz der Technik – und fordern, sie wieder abzuschaffen.

Wie der Guardian berichtet, begründet die Schulleitung den Einsatz der Technik damit, die Bewegungen der Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtszeiten überwachen zu wollen. So solle Vandalismus in den Toilettenräumen vorgebeugt werden.

Das System sei nach zweijähriger Beratung an der Moorebank High School eingeführt worden. Laut Guardian haben nahezu alle der etwa 1000 Schülerinnen und Schüler ihre Fingerabdrücke zwecks Abgleich registrieren lassen.

Das Bildungsministerium des australischen Bundesstaates New South Wales betonte, das System sei nicht verpflichtend. Die Schüler könnten sich stattdessen auch eine Zugangskarte holen, um die Toiletten benutzen zu dürfen. Im Vorfeld seien die Eltern über die Überwachungsmaßnahme informiert worden.

Der australische Nachrichtensender 9News zitiert allerdings auch Eltern, die offenbar nicht über die Fingerabdruckscanner informiert wurden. Eine Mutter sagte dem Sender, sie habe keine Einwilligung gegeben und die Schule deswegen aufgefordert, die Daten ihrer Tochter wieder zu löschen.

Eingriff in die Privatsphäre

Alana Maurushat, IT-Sicherheitsforscherin an der Universität Sydney, sagte gegenüber ABC News, es handle sich um einen Eingriff in die Privatsphäre der Schüler. Die Schule solle den Einsatz der Technik überdenken. Sie rät Schülern, die Bedenken haben, eine Beschwerde bei der zuständigen Datenschutzbeauftragten einzureichen.

Auch die australische Organisation Digital Rights Watch kritisiert den Einsatz der Fingerabdruckscanner. Am Mittwoch hat sie einen offenen Brief an das Bildungsministerium in New South Wales verschickt: Darin fordert Digital Rights Watch, die Schule solle die Fingerabdruckscanner wieder abschaffen. Das Bildungsministerium müsse zudem den Einsatz von biometrischen Überwachungstechniken in anderen Schulen verhindern.

In dem Brief warnt die Organisation vor den Folgen eines Datenlecks. Fingerabdrücke sind biometrische Daten, die sich nicht verändern lassen. Personen können somit ein Leben lang identifiziert werden. Digital Rights Watch bemängelt, im Falle eines IT-Angriffs oder ähnlichem könne dies negative Folgen wie Identitätsdiebstahl für die Schülerinnen und Schüler haben.

Warnung vor Normalisierung von Überwachung

Die Organisation warnt zudem, die Einführung eines solchen Systems würde zur Normalisierung von Überwachung beitragen. Den Kindern werde beigebracht, eine Verletzung ihrer Privatsphäre zu akzeptieren. Statt sie zu zwingen, ihre persönlichen Daten preiszugeben, müsse ihnen beigebracht werden, ihre Daten zu schützen.

Zwar sei die Nutzung des Systems optional. Alleine seine Existenz übe aber einen unangemessenen Druck auf die Kinder und Eltern aus, es zu nutzen.

Nach dem Datenschutzgesetz von New South Wales müsse die Erhebung persönlicher Daten für den verfolgten Zweck außerdem verhältnismäßig sein. Digital Rights Watch kritisiert, um Vandalismus vorzubeugen, gebe es andere Möglichkeiten, die nicht so stark in die Privatsphäre eingreifen wie das Sammeln biometrischer Daten. Nach Ansicht der Organisation ist der Einsatz in der Schule daher möglicherweise nicht mit dem Datenschutzgesetz vereinbar. Sie fordert das Bildungsministerium auf, die Datenschutzfolgeabschätzung zu dem Projekt zu veröffentlichen.

Nach Angaben von 9News ist die Moorebank High School nicht die erste Schule im australischen Bundesstaat New South Wales, die Fingerabdruckscanner einsetzt. Andere Schulen würden diese nutzen, um die Anwesenheit von Schülerinnen und Schülern festzustellen.

Auch in anderen Ländern haben Schulen bereits biometrische Überwachungstechnik getestet: Im vergangenen Jahr hatten beispielsweise schottische Schulen Gesichtserkennung in ihren Kantinen als Zahlungssystem verwendet. Nachdem sich die britische Datenschutzbehörde eingeschaltet hatte, wurde das Projekt jedoch ausgesetzt. (js)