Deutscher Wetterdienst: 2022 war eines der wärmsten Jahre

Tauwetter
Nach anfänglichem Kälteeinbruch sind nun auch die letzten Dezembertage deutlich zu warm. (Quelle: IMAGO / Geisser)

Deutschland hat nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ein “außergewöhnliches Wetterjahr” 2022 erlebt. So lautet das Fazit des vorläufigen Jahresberichts, den die Organisation am Freitag vorgestellt hat. Demnach war 2022 neben 2018 vorläufig das wärmste Jahr seit Messbeginn. Platz 1 ist laut DWD nach Auswertung aller Daten noch möglich.

Insgesamt ergab sich nach DWD-Berechnungen in diesem Jahr eine Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius – so hoch hatte sie bisher nur einmal im Jahr 2018 gelegen. 2022 liege zudem um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990.

Seit 1881 ist es in Deutschland inzwischen 1,7 Grad wärmer geworden. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 1,6 Grad. Erst die abschließende Auswertung aller Stationsdaten Anfang Januar werde zeigen, ob 2022 das wärmste Jahr seit Messbeginn war, teilte ein DWD-Sprecher am Freitag mit.

Gesichert ist bereits ein Rekord bei der Sonnenscheindauer: Im bundesweiten Mittel schien die Sonne rund 2025 Stunden lang – 20 Prozent mehr als durchschnittlich in den vergangenen 30 Jahren.

Mit einem Niederschlagsdefizit von etwa 15 Prozent waren die vergangenen zwölf Monate außerdem sehr trocken.

Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt, mahnte: “Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen. Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten.” Die Erderwärmung schreite nahezu ungebremst voran.

Kühler Dezember drückt Durchschnittstemperatur

Für den Bericht hat der DWD die Daten von rund 2000 Messstationen in Deutschland ausgewertet. Sie messen Temperaturen, Niederschläge und Sonnenstunden. Die für die letzten zwei Tage des Jahres verwendeten Daten basieren auf Prognosen.

Noch vor wenigen Wochen hatten die Meteorologen vermutet, 2022 könnte sich als das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen erweisen, nachdem die ersten elf Monate alle zu warm waren. Der Kälteeinbruch im Dezember könnte das Gesamt-Temperaturergebnis aber noch sinken lassen. Wobei auch im Dezember die Temperatur voraussichtlich etwa ein Grad über dem Wert der Referenzperiode lag.

Fest steht: 2022 war erneut überdurchschnittlich warm und zu trocken. Bereits das Jahr 2021 war das elfte zu warme Jahr in Folge gewesen.

Ein Jahr voller Extreme

Im Jahr 2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzperiode 1961-1990 zu warm. Der Herbst 2022 war der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, sechsttrockenste und unter den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. 

Schon im Januar lagen die Temperaturen im Schnitt drei Grad über der Referenzperiode. Der August war im vieljährigen Vergleich der zweitwärmste und der Oktober 2022 mit dem von 2001 sogar der wärmste entsprechende Monat.

Die deutschlandweit höchste Tagestemperatur wurde – ungewöhnlicherweise – im Norden des Landes gemessen: Am 20. Juli sei in Hamburg-Neuwiedenthal ein neuer Stationsrekord von 40,1 Grad Celsius festgehalten worden. Den Jahrestiefstwert meldete Heinersreuth-Vollhof im Landkreis Bayreuth am 18. Dezember mit Minus 19,3 Grad.

Es regnete das Jahr über 40 Prozent weniger als in der Referenzperiode – mit Abstand am wenigsten in Berlin. Februar und September waren wiederum landesweit deutlich zu nass.

Niedrigwasser, ausgetrocknete Flussläufe und zahlreiche Waldbrände gehörten somit ebenso zum Jahr 2022 wie regional Starkregen und Überflutungen

Für den Silvestertag prognostiziert der DWD ebenfalls neue Rekordwerte: Bereits der Jahreswechsel 2021 / 2022 war mit Temperaturen bis zu 16 Grad außergewöhnlich warm ausgefallen. Dieser Rekord wird laut Wetterdienst voraussichtlich “pulverisiert” werden: Regional seien bis zu 22 Grad Celsius möglich. (dpa / hcz)