Sommer 2021 war heißester in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen

Überflutung
Flutkatastrophen wie die im deutschen Ahrtal werden durch den Klimawandel begünstigt. (Quelle: Martin Seifert – CC0 1.0 Universal)

Der vergangene Sommer war in Europa aktuellen Klimadaten zufolge der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Er war rund ein Grad Celsius wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020, wie aus dem aktuellen Jahresbericht des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervorgeht, der am Freitag veröffentlicht wurde.

Die Copernicus-Aufzeichnungen gehen bis auf das Jahr 1979 zurück. Der Klimawandeldienst nutzt zudem Aufzeichnungen von Bodenstationen, Ballons, Flugzeugen und Satelliten, die bis 1950 zurückreichen.

“2021 war ein Jahr der Extreme, darunter der heißeste Sommer in Europa, Hitzewellen im Mittelmeerraum, Überschwemmungen und Windflauten in Westeuropa, was zeigt, dass das Verständnis von Wetter- und Klimaextremen für Kernbereiche der Gesellschaft immer wichtiger wird”, erklärte Carlo Buontempo, der Direktor des Dienstes.

Hitzewellen

In Teilen der Ostsee lag die jährliche Meeresoberflächentemperatur mehr als fünf Grad über dem Durchschnitt. Auf Sizilien wurde mit 48,8 Grad Celsius ein vorläufiger europäischer Hitzerekord gemessen.

Weil die Hitzewelle in Teilen Italiens, Griechenlands und der Türkei zwei bis drei Wochen andauerte und zugleich Trockenheit herrschte, konnte es dort laut Klimawandeldienst zu den zahlreichen, verheerenden Waldbränden kommen. Insgesamt sei allein im Juli und August im Mittelmeerraum eine Fläche von 800.000 Hektar verbrannt. Das entspricht der Hälfte der Fläche Schleswig-Holsteins.

Schon Ende Februar warnte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) davor, dass die Zahl extremer Waldbrände durch den Klimawandel und veränderte Bodennutzung weltweit zunimmt. Auch in bislang nicht betroffenen Regionen, wie der Arktis, könnte es in Zukunft zu mehr Bränden kommen. Die Zahl extremer Brände könnte demnach weltweit bis 2030 um 9 bis 14 Prozent steigen im Vergleich zu heute, bis 2050 um 20 bis 30 Prozent – und bis zum Ende des Jahrhunderts sogar um 31 bis 52 Prozent.

Deutschland betroffen

Auch die Flutkatastrophe, die in Deutschland mehr als 180 Menschen das Leben kostete, nahmen die Klimaforscher genauer unter die Lupe: Die Katastrophe habe sich auch deshalb so entwickeln können, weil bereits in den vorherigen Wochen ungewöhnlich viel Regen gefallen sei und der Boden daher nicht mehr ausreichend Wasser hätte aufnehmen können, hieß es.

Die Wassermengen in Einzugsgebieten von Rhein und Maas werden als höchste seit 1991 angesehen. Es sei schwierig, solche Ereignisse eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen, sagte die federführende Autorin des Berichts, Freja Vamborg. “Wir wissen aber, dass wir in einer sich erhitzenden Welt mehr und mehr solcher Ereignisse sehen werden.”

Treibhausgaskonzentration steigt weiter

Der Anteil klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre der Erde hat dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr erneut zugenommen: Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre stieg um 2,3 ppm (Teilchen pro Millionen Luftteilchen). Die von Methan erhöhte sich um 16,5 ppb (Teilchen pro Milliarden Luftteilchen), was einen deutlich größeren Anstieg bedeutet als in den Vorjahren.

Methan bleibt zwar kürzer in der Atmosphäre, ist dafür aber noch schädlicher als CO2, und entsteht etwa in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie.

“Das ist auf jeden Fall ein Grund zur Sorge, aber auch eine offene Forschungsfrage”, sagte Vincent-Henri Peuch, der bei dem Klimawandeldienst das Daten-Monitoring leitet. So sei noch unklar, ob deutlich mehr Methan ausgestoßen worden sei oder sich der Effekt von natürlichen Senken verändert habe.

Deadline: 2025

Dem kürzlich veröffentlichten Bericht des Weltklimarats (IPCC) zufolge müssen die Treibhausgasemissionen für das von den Vereinten Nationen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel noch vor dem Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreicht haben und dann deutlich gesenkt werden. Dafür seien sofortige und drastische Einsparungen der Emissionen notwendig, mahnte das internationale Gremium.

Doch selbst dann müsse die Menschheit in den nächsten 20 Jahren erhebliche Auswirkungen verkraften. Auch ein nur zeitweiser Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad hätte schwerwiegende Schäden für Ökosysteme und Gesellschaften zur Folge.

Die Wissenschaft ist sich einig, dass nur mit einer Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit die katastrophalsten Folgen des Klimawandels noch abgewendet werden können. Bislang reichen die Klimaschutzbemühungen der Staaten Berechnungen zufolge dazu noch bei weitem nicht aus. (dpa / hcz)