Europäischer Waldbrandbericht 2021: Über 500.000 Hektar Wald verbrannt
Die Waldbrandsaison 2021 in Europa war die zweitschlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der EU-Kommission hervor.
Wie die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der EU-Kommission am Montag bekannt gab, brannten im Jahr 2021 insgesamt 500.566 Hektar Wald ab – eine Fläche mehr als doppelt so groß wie das Land Luxemburg. Über 100.000 Hektar lagen in sogenannten Natura-2000-Gebieten zur Erhaltung gefährdeter Lebensräume und Arten innerhalb der Europäischen Union. Das entspricht etwa 20 Prozent der Gesamtfläche dieser Schutzgebiete.
Nach 2017 handelte es sich im vergangenen Jahr damit um die zweitschlimmste Brandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006: 2017 waren mehr als eine Million Hektar Wald verbrannt.
Die Gemeinsame Forschungsstelle hat im vergangenen Jahr Brände in 22 der 27 EU-Mitgliedsstaaten erfasst. Die größte Schadensfläche in Europa habe es in Italien gegeben. Danach waren die im Bericht ebenfalls berücksichtigte Türkei, Portugal und Griechenland am stärksten betroffen.
Auch bei der vernichteten Fläche der Natura-2000-Gebiete lag Italien vorne, gefolgt von Spanien. Die beiden Länder hatten zusammen einen Anteil von 45 Prozent der Schadensfläche in den Schutzgebieten.
Janez Lenarčič, EU-Kommissar für Krisenschutz, kommentierte: “Der Bericht untermauert die alarmierenden Entwicklungen, die wir auch im vergangenen Sommer in noch stärkerem Ausmaß miterlebt haben. Das Ausmaß der Waldbrände in Europa sowie ihre Häufigkeit und Intensität nehmen zu und gefährden das Leben der Menschen und unsere Umwelt stärker als je zuvor.”
Brandperioden dauern länger an
Die Waldbrände in Europa seien ein deutlicher Beweis für die Auswirkungen des Klimawandels, heißt es im Bericht. Es komme nicht nur zu einer Ausdehnung der betroffenen Gebiete, sondern die Brandsaison dauere auch immer länger an. Bereits jetzt erstrecke sie sich über die Sommermonate hinaus. Dieser Trend lasse sich weltweit beobachten.
Die Zunahme an Bränden in Italien betraf laut Bericht vor allem drei Regionen: Sizilien, Kalabrien und Sardinien. Alleine in Sizilien verbrannten 60.000 Hektar. Klimatische Bedingungen wie hohe Temperaturen, trockene und heiße Winde sowie lang anhaltende Dürre hätten die Ausbreitung der Brände in den drei Regionen begünstigt und gleichzeitig die Arbeit der Feuerwehren erschwert. Die von Bränden betroffene Gesamtfläche in Italien war 151.964 Hektar groß.
In der Türkei ist die Küstenlinie, die sich von der Provinz Hatay über das Mittelmeer und die Ägäis bis nach Istanbul erstreckt, am stärksten brandgefährdet. Laut Bericht befinden sich etwa 57 Prozent der türkischen Waldflächen in brandgefährdeten Gebieten. Die vernichtete Waldfläche belief sich im Jahr 2021 auf 139.503 Hektar. Mit 91 Prozent wurde die überwiegende Mehrheit der Brände durch menschliche Aktivitäten verursacht.
Auf dem portugiesischen Festland verbrannte im vergangenen Jahr eine Fläche von über 28.000 Hektar. Der größte Brand ereignete sich in der südlichen Region der Algarve – dort wurden 6000 Hektar Wald zerstört.
In Griechenland wurden im Sommer 2021 von Mitte Juni bis Ende August ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen. Laut Bericht handelte es sich um die längste Hitzewelle der vergangenen 35 Jahre. Aufgrund der langen Dürreperiode stieg die Brandgefahr und es wurden insgesamt 1250 Waldbrände gezählt, die 108.418 Hektar Wald vernichteten.
Brände im Jahr 2022 noch verheerender
EU-Forschungskommissarin Mariya Garbiel erklärte: “Nach den Jahren 2021 und 2017 erleben wir 2022 erneut eine der dramatischsten Waldbrandperioden seit Beginn der Aufzeichnungen. Durch die Kombination aus nie da gewesenen Dürreperioden und Hitzewellen während des Sommers waren die Vegetation und die Wälder in ganz Europa beispiellosen Belastungen ausgesetzt. In diesen Berichten beobachten wir in den letzten Jahren einen besorgniserregenden Trend, für den der Klimawandel sicherlich eine der Hauptursachen ist.”
Die diesjährigen Brände sind in dem aktuellen Bericht noch nicht berücksichtigt. Nach Angaben der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission waren diese jedoch noch verheerender als die Brände im Jahr 2021. Die Analyse vorläufiger Daten bestätige den besorgniserregenden Trend der vergangenen Jahre. In neun EU-Ländern seien bereits Flächenrekorde verzeichnet worden.
Die Jahresberichte der Gemeinsamen Forschungsstelle enthalten Informationen, die zunächst auf nationaler Ebene gesammelt und dann an die JRC übermittelt wurden.
Bereits Ende Februar hatte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) vor einer Zunahme extremer Waldbrände weltweit gewarnt. Brände und Klimawandel verstärken sich laut dem UNEP-Bericht gegenseitig. Die Brände seien länger und heißer aufgrund klimawandelbedingter Veränderungen wie Dürren, höherer Temperaturen sowie Blitzen und Stürmen. Zudem verstärke die Zerstörung von Mooren und Regenwäldern die Auswirkungen des Klimawandels. Diese Landschaften dienen als Kohlenstoffspeicher.
Auch auf viele Tier- und Pflanzenarten wirken die Brände katastrophal, da ihre natürlichen Lebensräume zerstört werden. Das treibe einige Arten “an den Rand des Aussterbens”.
Übermäßig stark von Waldbränden betroffen sind laut UNEP die ärmsten Länder der Welt. Die negativen Wirkungen seien noch lange zu spüren und behinderten die nachhaltige Entwicklung nach den Zielen der Vereinten Nationen und vertieften soziale Ungleichheit. (dpa / js)