Treibhausgasemissionen der EU fast so hoch wie vor Pandemie

Stadtautobahn
Zwar tragen Privathaushalte am stärksten zu den Emissionen bei, doch dort stagniert immerhin der Ausstoß. (Quelle: IMAGO / Frank Sorge

Der Corona-Effekt ist verflogen: Die Staaten der Europäischen Union haben im ersten Quartal dieses Jahres wieder fast so viele klimaschädliche Gase wie im gleichen Zeitraum vor der Pandemie ausgestoßen. Zwischen Januar und März wurden 1029 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) und andere Treibhausgase ausgestoßen, wie die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilte. Im gleichen Quartal 2019 waren es demnach 1035 Millionen Tonnen. Verglichen mit den ersten drei Monaten der Pandemie-Jahre 2020 und 2021 stiegen die Emissionen um 7 beziehungsweise 6 Prozent an.

Der Ausstoß von Treibhausgasen war während der Hochphase der Pandemie gesunken, da die Wirtschaft vielerorts zum Halten kam und die Mobilität eingeschränkt war.

Im letzten Quartal 2021 wurde das Vor-Corona-Niveau der Emissionen sogar erstmals wieder überschritten: Zwischen Oktober und Dezember 2021 stieß die EU demnach 1,041 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) und andere Treibhausgase wie Methan aus – ein Anstieg um etwa 3,5 Prozent im Vergleich zum gleichen Quartal vor der Pandemie 2019.

Treibhausgasemissionen nach Sektoren geordnet
Treibhausgasemissionen nach Sektoren geordnet
(Quelle: Eurostat – CC BY 4.0)

Die EU-Staaten haben sich eigentlich zum Ziel gesetzt, den Ausstoß klimaschädlicher Gase bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren und bis 2050 auf Null zu senken – außer, sie können gebunden werden. Damit bemüht sich der Staatenverbund, das Klimaabkommen von Paris umsetzen.

Wirtschaft fährt wieder hoch

Grund für den Anstieg der EU-Emissionen sei vor allem die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise, schrieb Eurostat. Betriebe arbeiten wieder in vollem Umfang. So sei der Ausstoß klimaschädlicher Gase im Vergleich zum ersten Quartal im vergangenen Jahr in allen Wirtschaftssektoren angestiegen, bei den Haushalten jedoch gleich geblieben.

Wachstumsraten der Treibhausgasemissionen der EU-Staaten
Anstieg der Treibhausgasemissionen in den EU-Staaten
(Quelle: Eurostat – CC BY 4.0)

Am stärksten sei die Zunahme im Transport und in der Lagerung (plus 21 Prozent), im Bergbau (plus 15 Prozent) und im Bauwesen (plus 11 Prozent). Insgesamt waren Haushalte mit 24 Prozent für die meisten Emissionen verantwortlich, gefolgt von der Strom- und Gasversorgung mit 21 Prozent.

Kaum Rückgang in der EU

In Hinblick auf die einzelnen Länder gelang es lediglich den Niederlanden und Finnland, ihre CO2-Emissionen weiter zu senken. Sie stießen im ersten Quartal dieses Jahres 9 beziehungsweise 1 Prozent weniger aus als im ersten Quartal 2021. In Deutschland stieg der Ausstoß um etwa 2,5 Prozent an. Den höchsten Zuwachs verzeichneten Bulgarien (plus 38 Prozent), Malta (plus 21 Prozent) und Irland (plus 20 Prozent).

Die aktuellen Daten widerlegen noch einmal die Behauptungen des Bundeswirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2020, dass es zu einer dauerhaften Trendumkehr beim Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland gekommen sei. Das damals noch CDU-geführte Ministerium hatte unter anderem erklärt: “Im Jahr 2020 gibt es dabei einen Corona-Effekt. Der Rückgang [des Treibhausgasaustoßes] lässt sich jedoch keinesfalls nur mit dem Corona-Effekt begründen. Vielmehr wirken strukturelle Veränderungen.” (dpa / hcz)