WMO-Bericht: Flüsse weltweit waren 2021 auf Tiefstand

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Von Trockenheit besonders betroffen waren unter anderem Regionen in Afrika, Nord- und Südamerika. (Quelle: xBonifacexMuthonix)

Im vergangenen Jahr haben die Flüsse in großen Weltregionen weniger Wasser geführt als im langjährigen Durchschnitt. Das berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) am Dienstag in ihrem ersten Bericht über die Frischwasserreserven der Welt. Sie spricht von einem negativen Trend. 2021 hätten große Teile der Erde trockenere Perioden als im langjährigen Durchschnitt erlebt.

Die WMO hatte die Abflussmengen von Flüssen untersucht, um unter anderem “die Auswirkungen des Klimawandels […] auf die Wasserressourcen der Erde zu bewerten”, so die UN-Organisation. Der Bericht gibt einen Überblick über Flussströmungen sowie größere Überschwemmungen und Dürren.

Niederschlagsmuster seien durch den Klimawandel und das Wetterereignis La Niña beeinflusst worden. Die Regionen mit unterdurchschnittlichen Abflussmengen seien 2021 doppelt so groß gewesen wie die Regionen mit überdurchschnittlichen Abflussmengen. Die Vergleichsgröße ist für das jeweilige Gebiet der Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. 

“Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich oft durch Wasser bemerkbar – intensivere und häufigere Dürren, extremere Überschwemmungen, unregelmäßigere saisonale Niederschläge und beschleunigtes Abschmelzen von Gletschern – mit verketteten Auswirkungen auf Volkswirtschaften, Ökosysteme und alle Aspekte unseres täglichen Lebens”, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Es gebe noch zu wenig Informationen über die Qualität, Menge und Verteilung der Frischwasserreserven. Diese Informationen seien aber für eine Anpassung an den Klimawandel wichtig.

Ein Drittel der Regionen im Durchschnitt

Unterdurchschnittliche Abflussmengen erlebten etwa einige Regionen im Südosten Südamerikas und in den südlichen USA, sowie in Afrika die Flüsse Niger, Volta, Nil und Kongo sowie Regionen im Osten Russlands und in Zentralasien. 

Mehr Wasser floss unter anderem im Norden des nordamerikanischen Kontinents und in China am Fluss Amur. In etwa einem Drittel der weltweit untersuchten Regionen habe der Abfluss etwa auf dem Niveau des 30-Jahre-Durchschnitts gelegen.

Zu größeren Überschwemmungen mit zahlreichen Todesopfern kam es unter anderem in China, Nordindien, Westeuropa und von tropischen Wirbelstürmen betroffenen Ländern wie Mosambik, den Philippinen und Indonesien. Ansonsten sind im Jahr 2021 für Europa keine großen Abweichungen vom Durchschnitt angegeben.

Die WMO untersuchte auch die terrestrischen Wasserreservoire, also Wasserreserven an Land und im Boden. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2020 war der Trend in vielen Weltregionen negativ: etwa am Fluss São Francisco in Brasilien, in Patagonien, im Südwesten der USA sowie am Oberlauf der Flüsse Ganges und Indus auf dem indischen Subkontinent. Einige dieser Hotspots würden durch übermäßige Entnahme von Grundwasser für die Bewässerung verschärft.

Tendenziell mehr Wasser sei laut WMO in der Region der Großen Seen im Norden der USA, im ostafrikanischen Graben und im Niger-Bassin in Afrika und in der Nordamazonas-Region vorhanden. Doch insgesamt überwögen die negativen Trends.

Im Fokus der Klimakonferenz

Derzeit hätten 3,6 Milliarden Menschen mindestens einen Monat im Jahr einen unzureichenden Zugang zu Trinkwasser. Die WMO erwartet, dass diese Zahl bis 2050 auf mehr als 5 Milliarden ansteigen wird. Für die Jahre 2001 bis 2018 berichtete die Organisation UN-Water, dass 74 Prozent aller Naturkatastrophen wasserbedingt waren. 

Auch auf der vor zwei Wochen zu Ende gegangenen UN-Klimakonferenz COP27 hatte das Thema Wasser auf der Agenda gestanden: Die Teilnehmer forderten Regierungen auf, Wasser stärker in die Bemühungen zur Anpassung an den Klimawandel einzubeziehen. Erstmalig wurde Wasser in einem COP-Ergebnisdokument wegen seiner entscheidenden Bedeutung erwähnt.

Die nun veröffentlichten Daten über den Zustand der globalen Wasserressourcen sollen bei Investitionen in die Klimaanpassung helfen. Eine UN-Kampagne nutze sie, um in den nächsten fünf Jahren Frühwarnsysteme vor Überschwemmungen und Dürren aufzubauen. (dpa / hcz)