Yahoo stellt Dienste in China ein
Die Abwanderung auch der letzten amerikanischen Online-Plattformen aus China geht weiter. Am Dienstag gab der Web-Pionier Yahoo bekannt, dass seine Dienste seit dem 1. November nicht mehr vom chinesischen Festland aus zugänglich sind.
Das Unternehmen verwies in einer Stellungnahme auf ein “zunehmend schwieriges geschäftliches und rechtliches Umfeld”. Yahoo fühle sich “weiterhin den Rechten unserer Nutzer sowie einem freien und offenen Internet verpflichtet”.
Es ist ein weitgehend symbolischer Schritt: Die wichtigsten Yahoo-Angebote waren bereits seit Jahren in China blockiert oder wurden nicht mehr angeboten. Seinen E-Mail-Dienst für China zog die Firma bereits im Jahr 2013 zurück und schloss 2015 seine Niederlassung in Beijing. Yahoo war 1999 in China gestartet. In den letzten Jahren spielte es aber kaum noch eine Rolle in der Online-Landschaft des Landes.
Repression zeigt Wirkung
Bei Yahoo handelte es sich um eines der letzten verbliebenen US-Online-Unternehmen, das noch Dienste in China anbot. Mit immer strikteren Zensurauflagen erhöhte die Regierung in Peking in den letzten Monaten stetig den Druck auf Nachrichtenseiten, Foren und soziale Netzwerke.
US-Unternehmen reagierten darauf mit Rückzug: Erst Mitte Oktober hatte Microsoft die chinesische Version des Karriere-Netzwerks LinkedIn eingestellt. Die Plattform verwies dabei unter anderem auf höhere Regulierungs-Anforderungen. Die Behörden forderten von LinkedIn, die Zensurregeln strikter durchzusetzen. Google-Dienste sind bereits seit langem nicht mehr in China verfügbar; eine chinesische Facebook-Version war in dem Land gar nicht erst gestartet.
Online-Plattformen in China sind verpflichtet, Daten chinesischer Nutzer auf Anfrage den Behörden zur Verfügung zu stellen. So hatten Mitglieder des US-Parlamentsausschusses für auswärtige Angelegenheiten im Jahr 2007 Yahoo scharf dafür kritisiert, chinesischen Beamten E-Mails des Journalisten Shi Tao übergeben zu haben. Der damalige Geschäftsführer Jerry Yang entschuldigte sich später dafür bei der Mutter des zu 10 Jahren Haft verurteilten Dissidenten.
China schreibt den Plattformen außerdem vor, bestimmte Inhalte zu entfernen – beispielsweise Hinweise auf das Massaker und die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) 1989 in Peking.
Chinesische Alternativen
Die Plätze der abwandernden ausländischen Unternehmen nehmen in den meisten Fällen chinesische Dienste ein – oder hatten sie ohnehin schon inne. Diese arbeiten in den meisten Fällen von Anfang an mit den Behörden zusammen oder sind leichter zu belangen in Konfliktfällen. Baidu beispielsweise ist die meist genutzte Suchmaschine des Landes und hat einen Marktanteil von rund 74 Prozent. Microsoft Bing und Google spielen mit insgesamt rund 6 Prozent hingegen kaum eine Rolle.
Der Messenger-Dienst WeChat des Großkonzerns Tencent nimmt eine ähnlich dominante Rolle in China ein wie hierzulande WhatsApp. Die App bietet aber zusätzliche Funktionen wie Bezahlung, Essensbestellung oder Jobsuche. Die Plattform bestätigt in seinen Nutzungsbedingungen, Nutzerdaten den Behörden offenzulegen. (hcz)