Facebook und Twitter bereiten sich auf US-Wahl vor

Präsidentschaftskandidat Donald Trump
Präsidentschaftskandidat Donald Trump ließ bislang offen, wie er auf eine Niederlage bei der Wahl reagieren werde. (Quelle: Shealah Craighead)

Die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen am 3. November werden für die sozialen Netzwerke eine große Herausforderung. Falschnachrichten, Propaganda oder gar Aufrufe zur Gewalt könnten auch im Nachhinein für Konflikte und Chaos sorgen. Diese versuchen sich nun bestmöglich auf die zu erwartende Situation vorzubereiten, indem sie neue Regeln einführen.

Auf Twitter sollen alle Tweets, in denen eine der Seiten vorzeitig ihren Wahlsieg erklärt, mit Warnhinweisen versehen werden, wie der Kurznachrichtendienst am Freitag mitteilte. Beiträge, in denen zur Einmischung in den Wahlverlauf oder zu Gewalt aufgerufen wird, sollen gelöscht werden.

Enthalten Tweets von Accounts, denen mehr als 100.000 Nutzer folgen, irreführende Informationen, sollen sie mit Warnhinweisen versehen werden. Um zu den Inhalten zu gelangen, werde man erst den Hinweis wegklicken müssen. Außerdem sollen solche Tweets nicht direkt geteilt werden können. Vom 20. Oktober an und mindestens bis zum Ende der Wahlwoche sollen zudem weltweit direkte Retweets erschwert werden. Nutzer sollen dann zunächst aufgefordert werden, einen Tweet als Zitat zu teilen. Bei dieser Funktion können sie einen eigenen Kommentar hinzufügen.

Facebook setzt Wahlwerbung aus

Auch Facebook bereitet sich auf die Wahl vor: Das Unternehmen kündigte ebenfalls an, gegen die vorzeitige Verkündung eines Sieges vorzugehen.

Die Firma wird außerdem nach der US-Präsidentenwahl zunächst keine Anzeigen mit politischen Inhalten mehr in den USA zulassen. Damit wolle man “Verwirrung oder Missbrauch” vorbeugen, teilte das Online-Netzwerk mit. Facebook nannte keinen konkreten Zeitraum für den Stopp: Man werde Werbekunden darüber unterrichten, wenn er aufgehoben wird.

Die dahinterstehende große Sorge des Online-Netzwerks ist, dass sich ein Kandidat vor Bekanntgabe der offiziellen Ergebnisse zum Sieger erklären oder das Wahlergebnis nicht anerkennen und seine Anhänger zum Widerstand aufrufen könnte. Als Anzeigen könnten entsprechende Beiträge in großem Stil in die Nachrichtenströme der Nutzer gebracht werden und so zur Polarisierung in der Bevölkerung beitragen. Für die Beiträge selbst entwickelt Facebook Warnhinweise, in denen darauf verwiesen wird, dass die Auszählung noch läuft.

Am 6. Oktober hatte Facebook bereits mitgeteilt, dass man jetzt gezielt gegen gewaltbereite Gruppen wie QAnon vorgehe. Im Zuge neuer Plattformregeln löschte der Konzern über 8000 Seiten und Gruppen, die von Anhängern der militanten Bewegung QAnon und vergleichbaren Gruppierungen betrieben wurden. Dort wurde teils zur Gewalt aufgerufen. Auch diese Maßnahme kann als Vorbereitung auf die anstehende US-Wahl gesehen werden.

Weiterhin Lücken im Kampf gegen Falschnachrichten

Beide Netzwerke stehen seit Monaten unter Druck, weil ihnen sowohl von der Politik als auch von Bürgerrechtsbewegungen immer wieder vorgeworfen wird, nicht konsequent genug gegen sogenannte Fake News und Aufrufe zu Gewalt und Hass vorzugehen.

Einem Bericht der EU-Kommission zufolge seien zwar Fortschritte zu verzeichnen, vor allem gebe es jedoch noch “erhebliche Lücken” bei den Daten, die die Unternehmen der EU zu ihrem Vorgehen bereitstellen sollen. 2018 hatten mehrere Tech-Unternehmen sowie Vertreter der Werbebranche einen freiwilligen Verhaltenskodex im Kampf gegen Fake News unterzeichnet. Im Juli 2020 folgte ein Werbeboykott weltweit agierender Konzerne wie VW, Coca Cola und Unilever. (dpa / hcz)