Große Onlinehändler verstoßen gegen Elektro-Abfragepflicht

Schrott
Neben Onlinehändlern müssen auch die meisten Elektronikläden, Supermärkte und Drogerien alte Elektrogeräte kostenlos zurücknehmen. (Quelle: Hannes A. Czerulla – Posteo)

Viele Onlinehändler versäumen, Kundinnen und Kunden beim Kauf von Neugeräten zu fragen, ob sie ein ähnliches Altgerät kostenlos abgeben möchten. Die Deutsche Umwelthilfe geht deshalb juristisch gegen mehrere Onlinehändler vor, die gegen die Abfragepflicht verstoßen haben sollen. Das bremse die Wiederverwendung oder das Recycling von ausgedienten Elektrogeräten aus, teilte die Organisation am Montag mit.

Die DUH hatte zwischen August und November 2023 einen Praxistest bei 23 Onlinehändlern durchgeführt. 14 von ihnen verstießen demnach gegen die Abfragepflicht, darunter Apple, Ikea, Thomann und Lidl.

Die Umwelthilfe hat nach eigenen Angaben Unterlassungserklärungen an die Unternehmen verschickt.

Die meisten von ihnen hätten die Rückgabe des Elektroschrotts unnötig verkompliziert. Die Organisation kritisiert beispielsweise, dass Amazon Verbraucherinnen und Verbraucher zur Rückgabe ein zusätzliches Formular ausfüllen lasse. Bei MediaMarkt müsse man den Kundenservice gesondert kontaktieren. Bei Medimax oder Notebooksbilliger sei die Abfrage zur Rückgabe eines Geräts schwer zu finden und sehr klein geschrieben.

Ein verbraucherfreundliches Gegenbeispiel sei der Onlinehändler Otto. Hier könnten die Kundinnen und Kunden alles mit einem Klick erledigen und würden darauf hingewiesen, dass die Rücknahme kostenlos ist.

Auch Supermärkte patzten

Die Abfragepflicht gilt seit dem Januar 2022 für die Gerätekategorien Wärmetauscher, Bildschirme und Großgeräte mit einer Kantenlänge von mehr als 50 Zentimetern. Das Gesetz besagt, dass Händler beim Onlinekauf eines neuen Gerätes abfragen müssen, ob der Käufer ein ähnliches Altgerät abgeben möchte.

Die Geräte müssen dann kostenlos vom Händler beim Endnutzer abgeholt werden. Der Gesetzgeber will auf diesem Weg sicherstellen, dass Onlinehändler einen Beitrag zur verbraucherfreundlichen Sammlung von Elektroschrott leisten.

Auch Supermärkte müssen seit Juli 2022 alte Elektro-Kleingeräte zurücknehmen. Ende Juni 2023 hatte die DUH auch hier in Stichproben Verstöße gegen die Rücknahme- und Informationspflichten festgestellt. Zwei Drittel der getesteten Geschäfte hatte die Verbraucher damals gar nicht oder nur unzureichend über die Rückgabemöglichkeiten informiert. Daraufhin ging die Umweltschutzorganisation rechtlich gegen elf Supermarkt- und Drogerieketten vor.

Alternativ können Verbraucher Elektroschrott kostenlos bei kommunalen Wertstoffhöfen oder in großen Elektrofachmärkten abgeben.

Nicht mal die Hälfte wird recycelt

Im Bezug auf die Onlinehändler seien nun die Vollzugsbehörden der Bundesländer am Zug, diese in die Pflicht zu nehmen, meint die DUH. Verstöße müssten aufdeckt und sanktioniert werden. “Solange die Behörden untätig bleiben, werden wir die Onlinehändler weiterhin testen und rechtlich gegen Verstöße vorgehen”, warnte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

“Solange die Menschen nicht klar und transparent über ihre Rechte und Möglichkeiten zur sachgemäßen Entsorgung von Elektroaltgeräten informiert werden, wird die deutsche Sammelquote mit nur 39 Prozent weiterhin auf einem beschämend niedrigen Niveau verharren”, sagte Metz.

In Deutschland sind die Sammelquoten für Eektroschrott nach wie vor viel zu niedrig:
Laut Umweltbundesamt landen pro Jahr in Deutschland rund 86.000 Tonnen Elektroschrott in der grauen Tonne – und nicht wie vorgeschrieben im separaten Recycling..

In Deutschland wurden im Jahr 2020 knapp über 1 Million Tonnen Altgeräte gesammelt, 2021 sank die Sammelmenge gegenüber dem Vorjahr um ca. 30.000 Tonnen. Die Sammelquote lag 2021 mit 38,6 Prozent deutlich unter der EU-Mindestvorgabe. Sie fordert mindestens 65 Prozent.

Dass Elektrogeräte sachgerecht gesammelt und entsorgt werden, ist nach Angaben der DUH besonders relevant für den Umweltschutz. Denn einerseits enthalten sie wertvolle Rohstoffe wie Edelmetalle, andererseits kritische Schadstoffe wie Flammschutzmittel oder Schwermetalle. Zudem sind Akkus oftmals leicht entzündlich.

Die Vereinten Nationen (UN) hatten bereits Mitte 2020 im "Global E-Waste Monitor" davor gewarnt, dass weltweit immer mehr Elektroschrott anfällt. Für das Jahr 2030 seien 74 Millionen Tonnen zu erwarten. (dpa / hcz)