Wetterdienst meldet fast 1,5 Grad Erwärmung für 2023

Erderhitzung
Zwar erwärmen sich die Meere nur schrittweise, doch sie speichern dabei gigantische Energiemengen. (Quelle: ERA5)

Der Planet heizt sich weiter auf; in der Folge fällt ein Temperaturrekord nach dem anderen. Und so ist im vergangenen Jahr laut EU-Klimawandeldienst Copernicus der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur nur knapp unterhalb der 1,5-Grad-Schwelle geblieben. Sie lag global 1,48 Grad Celsius höher als im Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900, wie Copernicus am Dienstag zum Bericht Global Climate Highlights 2023 mitteilte.

“Es ist wahrscheinlich, dass die Temperaturen 2023 wärmer waren als in den vergangenen 100.000 Jahren”, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S). Klimaforschende können das historische Klima indirekt etwa aus Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruieren.

Dass das Jahr das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1850 war, hatte Copernicus bereits prognostiziert. Es sei davon auszugehen, dass noch im Januar oder Februar ein Zeitraum von dann 12 Monaten über der 1,5-Grad-Schwelle liege, hieß es nun.

Fachleute halten es durchaus für möglich, dass 2024 noch wärmer wird und die durchschnittliche Temperaturerhöhung erstmals über 1,5 Grad liegen könnte. Das Pariser Klimaabkommen – und das darin vereinbarte 1,5-Grad-Ziel – werde damit aber (noch) nicht verfehlt, da hier auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird.

Doch hatte das UN-Umweltprogramm UNEP bereits Ende November 2023 gewarnt, der CO2-Ausstoß müsse bis 2030 um 42 Prozent stärker gesenkt werden, als derzeit geplant, um die Pariser Ziele noch zu erreichen – angesichts der aktuell weiter steigenden Emissionen ein unwahrscheinliches Szenario.

Jeder einzelne Tag zu warm

Die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2023 betrug Copernicus zufolge 14,98 Grad Celsius und lag damit 0,17 Grad höher als im bisherigen Rekordjahr 2016. Im vergangenen Jahr habe zum ersten Mal jeder Tag des Jahres mindestens ein Grad über dem vorindustriellen Niveau gelegen, an zwei Tagen im November waren es sogar mehr als zwei Grad.

Von Juni bis Dezember sei jeder Monat wärmer als die bisher gemessenen Rekordwerte für den jeweiligen Monat gewesen. Europa erlebte das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Aufgeheizte Ozeane

"Eine entscheidende Ursache für die ungewöhnlichen Lufttemperaturen im Jahr 2023 waren die beispiellos hohen Oberflächentemperaturen der Ozeane", heißt es von Copernicus.

Im Laufe des Augusts 2023 hatte die Oberflächentemperatur der Ozeane im globalen Mittel mehrere Wochen lang bei 21,1 Grad gelegen – ein Wert, der in den rund 40 Jahren Aufzeichnung bis 2022 niemals erreicht wurde. Außerordentlich warm waren die Ozeane aber bereits seit April. Hauptgrund für die warmen Meere ist der anhaltende Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre.

Ein weiterer Faktor ist das wiederkehrende Wetterphänomen El Niño, das im vergangenen Jahr hinzukam.

“Ära der Klimainstabilität”

“Die extremen Ereignisse, die wir in den letzten Monaten beobachtet haben, sind ein dramatisches Zeugnis dafür, wie weit wir uns von dem Klima entfernt haben, in dem unsere Zivilisation bisher florierte”, sagte Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus Climate Change Service. Er forderte, die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International reagierte auf den Copernicus-Bericht mit einer Warnung vor den “schwerwiegenderen Folgen für die Menschenrechte”. Die Menschheit sei nun in eine besorgniserregende Ära der Klimainstabilität eingetreten, in der Katastrophen wie Hitzwellen und Dürren sowie intensive Niederschläge und Stürme gehäuft auftreten – mit verheerenden Folgen für Umwelt, Artenvielfalt und marginalisierte Gruppen.

“Binnen acht Jahren nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens ist der Anstieg der globalen Temperaturen um 1,5 Grad Celsius in diesem Jahrhundert, der als Puffer gegen die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vorgesehen war, so gut wie aufgebraucht”, mahnte Amnesty am Dienstag.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen. (dpa / hcz)