Taliban schränken Medien weiter ein

Verschleierte Afghanin
Journalistinnen könnte ein Berufsverbot drohen, wenn sie sich nicht an strenge Kleidungsvorschriften halten. (Quelle: IMAGO / Newscom World)

Die Taliban schränken die Arbeit von Medienschaffenden in Afghanistan immer weiter ein, berichtet Reporter ohne Grenzen (RSF). Einige neu eingeführte Vorschriften zielen insbesondere auf Frauen ab: auf Journalistinnen, aber auch Zuschauerinnen und Zuhörerinnen.

Wie RSF berichtet, hat die afghanische De-facto-Regierung seit Februar eine Reihe von Direktiven erlassen, um die Arbeit von Medien und Medienvertretern weiter einzuschränken. Es handle sich derzeit um regionale Beschränkungen, doch RSF warnt, diese könnten auf den Rest des Landes ausweiten.

Die Organisation appellierte direkt an den obersten Taliban-Chef Haibatullah Akhundzada, diese “repressiven Maßnahmen” zu beenden.

Als Beispiel für die neuen Einschränkungen der Berichterstattung nennt RSF eine Anweisung des Taliban-Gouverneurs von Kandahar: Beamte und Soldaten dürfen demnach während ihrer Besprechungen keine Filmaufnahmen und kein Fotografieren zulassen.

Ein afghanischer Exil-Journalist berichtete, die Lokalausgabe des staatlichen TV-Senders Radio Television Afghanistan in Kandahar würde nun häufig nur noch die Stimmen von Behördenvertretern senden, die sich zu bestimmten Themen äußern – die Personen aber nicht mehr zeigen. “Das könnte zu einem Trend werden”, erklärte er.

Keine Frauen im Fernsehen

In der Provinz Chost, nahe der Grenze zu Pakistan, hat der lokale Polizeichef Frauen zudem untersagt, in Radio- und Fernsehsendungen aufzutreten. Laut RSF richtet sich diese Anordnung vor allem gegen Medien, die beispielsweise Bildungsprogramme für Mädchen ausstrahlen, in denen diese normalerweise auch selbst zu Wort kommen.

Die Medien seien gewarnt worden, dass sie bei Zuwiderhandlung strafrechtlich verfolgt werden.

Ende Februar habe außerdem der Taliban-Minister für “Förderung der Tugend und Verhinderung von Lastern” gewarnt, Journalistinnen könnte ihre Tätigkeit komplett verboten werden, wenn sie sich nicht an die strengen Kleidungsvorschriften hielten. Im Fernsehen müssen sie auch ihre Gesichter verdecken.

Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit von RSF belegt Afghanistan Rang 152 von 180 Staaten.

Repressionen gegen Medien

Seit der Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban die Pressefreiheit im Land stark eingeschränkt. Laut RSF hatte sich in dem Land zuvor eine durchaus plurale Medienlandschaft mit Dutzenden TV- und Radiosendern und nahezu 200 Printmedien entwickelt. Seit der Machtübernahme mussten jedoch viele von ihnen schließen; viele Medienschaffende haben ihren Beruf aufgegeben oder sind geflohen.

Die verbliebenen Medien arbeiteten unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen. Wer im Land weiter journalistisch tätig ist, müsse sich an die Regeln der Taliban halten. RSF kritisiert, diese Regeln würden Zensur und Verfolgung ermöglichen. In einigen Provinzen mussten Nachrichtensendungen zudem durch religiöse Inhalte ersetzt werden.

Von Beginn an hatten die Taliban auch versucht, Frauen aus der Medienlandschaft zu vertreiben und Sendern beispielsweise untersagt, Frauen weiter zu beschäftigen.

Auch mehr als zwei Jahre nach der Machtübernahme gehen die Repressionen weiter. Wiederholt wurde beispielsweise bekannt, dass die Taliban Medienschaffende wegen ihrer Arbeit festgenommen haben.

Menschenrechte eingeschränkt

Anfang des Jahres hatte es zudem Berichte gegeben, wonach Frauen wegen angeblich falsch getragener Kopfbedeckungen verhaftet wurden.

Die Situation der Menschen in Afghanistan hat sich unter den Taliban massiv verschlechtert – Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass vor allem Frauenrechte größtenteils abgeschafft wurden. Mädchen dürfen beispielsweise keine weiterführenden Schulen besuchen und Frauen wird der Zugang zu Universitäten verwehrt.

Frauen können sich in der Öffentlichkeit zudem nicht mehr ohne Begleitung eines ihnen nahestehenden Mannes bewegen. Auch Parks, Sporteinrichtungen und Cafés dürfen sie nicht mehr besuchen. Viele Frauen mussten außerdem ihre Arbeit aufgeben. (js)