Lavazza und Fleurop verzichten auf Werbung mit Klimaneutralität

Drei Packungen mit Lavazza-Kapseln in einem Supermarktregal
Die Deutsche Umwelthilfe geht juristisch gegen eine ganze Reihe Unternehmen wegen deren Werbung mit Begriffen wie “klimaneutral” vor. (Quelle: IMAGO / Pond5 Images)

Der Kaffeekonzern Lavazza bewirbt seine Einwegkapseln künftig nicht mehr mit angeblicher Klimaneutralität. Auch der Blumenversandhändler Fleurop verzichtet auf diese Behauptung. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte beiden Konzernen irreführende Werbung vorgeworfen und gegen sie geklagt.

Wie die DUH am Dienstag mitteilte, hat Lavazza eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben. Diese gelte sowohl für den italienischen Mutterkonzern als auch für die deutsche Tochtergesellschaft.

Konkret verpflichtet sich das Unternehmen darin, seine Einweg-Kaffeekapseln aus Aluminium künftig nicht mehr als “Zero CO2 Impact Aluminium Caps” zu bewerben. Lavazza habe darüber hinaus angekündigt, den Slogan von seinen Produktverpackungen zu entfernen.

Auch Fleurop hat gegenüber der DUH eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben. Das Unternehmen verpflichtet sich, nicht mehr mit dem Versand von angeblich klimaneutralen Blumensträußen zu werben. Der Anbieter hatte bisher gegen Aufpreis eine Kompensation von CO2-Emissionen versprochen.

Kritik an Zertifikaten

Die DUH hatte jedoch kritisiert, anstatt ihre Emissionen umfassend zu reduzieren, würden beide Unternehmen Zertifikate für Klimaschutzprojekte kaufen, die für die Kompensation von Emissionen ungeeignet seien. Beide Unternehmen hätten zudem nicht genügend Informationen darüber bereitgestellt, wie die angebliche Klimaneutralität erreicht werden soll. Außerdem sei vom ökologischen Fußabdruck der Einwegkapseln beziehungsweise dem Lufttransport von Schnittblumen abgelenkt worden.

Agnes Sauter, Leiterin Ökologische Marktüberwachung bei der DUH, erklärte: “Lavazza setzt zur Kompensation unter anderem auf Waldprojekte, die für den Ausgleich von Emissionen gänzlich ungeeignet sind. Außerdem stellt der Konzern keine weiterführenden Informationen zu den Zertifizierungen der verwendeten Projekte bereit. Fleurop versucht, umweltbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher dazu zu bringen, dafür auch noch extra zu zahlen.”

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sagte: “Einweg-Kaffeekapseln aus Aluminium sind die energie- und ressourcenbelastendste Form der Kaffeezubereitung. Und per Flugzeug aus Afrika eingeflogene Schnittblumen belasten das Klima in ganz besonderem Maß.”

Die DUH hatte gegen beide Unternehmen geklagt. “Lavazza und Fleurop sind durch die Abgabe der Unterlassungserklärungen jeweils einer gerichtlichen Entscheidung zuvorgekommen”, so Resch.

DUH wirft Unternehmen Greenwashing vor

Inzwischen werben immer mehr Unternehmen mit Versprechen wie angeblicher CO2-Neutralität. Aus Sicht der DUH handelt es sich dabei jedoch um sogenanntes Greenwashing. Die Organisation kritisiert, solche Werbeaussagen würden verwendet, um die tatsächliche Klimabelastung von Produkten und Dienstleistungen zu kaschieren. Unter anderem sei problematisch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher kaum erkennen könnten, ob Unternehmen tatsächlich Maßnahmen umsetzen, um ihre Emissionen zu reduzieren oder ob primär auf Kompensation gesetzt werde. Bei der Kompensation würden die tatsächlichen Emissionen jedoch nicht reduziert und Produkte unter Umständen weiter klimaschädlich produziert.

Die DUH kritisiert zudem, bei vielen Kompensationsprojekten sei nicht garantiert, dass die verursachten Emissionen tatsächlich vollständig ausgeglichen werden. Medienrecherchen hatten Anfang des Jahres beispielsweise aufgedeckt, dass viele privat gehandelte CO2-Zertifikate nahezu wirkungslos sind.

Urteile und Unterlassungserklärungen

Die DUH geht seit Mai 2022 juristisch gegen zahlreiche Unternehmen vor. Einige Fälle wurden bereits vor Gericht entschieden: So hatte beispielsweise das Landgericht Berlin dem Essenslieferdienst HelloFresh im Oktober untersagt, sich als “erstes globales klimaneutrales Kochbox-Unternehmen” zu bezeichnen.

Auch gegen die Drogeriekette dm ist die Organisation erfolgreich gewesen: Das Landgericht Karlsruhe hatte dieser im Sommer untersagt, eigene Produkte mit den Begriffen “klimaneutral” und “umweltneutral” zu bewerben. Das Gericht hatte dabei festgestellt: “Der Claim der Klimaneutralität des Produkts geht nämlich prinzipiell über das hinaus, was mittels CO2-Zertifikaten aus Waldschutz erreichbar ist.”

Die Drogeriekette hatte Ende Oktober ihre zuvor eingelegte Berufung teilweise zurückgezogen und erklärt, künftig auf den Werbebegriff “klimaneutral” zu verzichten. An der Bezeichnung “umweltneutral” will der Konzern dagegen festhalten und hält die entsprechende Berufung aufrecht.

Andere Unternehmen hatten, wie jetzt Lavazza und Fleurop, mit einer Unterlassungserklärung den Verzicht auf entsprechende Werbung erklärt. Darunter beispielsweise Danone, das seine Einweg-Wasserflaschen nicht weiter als “klimaneutral” bezeichnen wird.

DUH-Bundesgeschäftsführer Resch forderte erneut “alle Unternehmen auf, nicht länger mit ‘klimaneutralen’ Produkten zu werben” – andernfalls werde die Organisation juristisch gegen sie vorgehen.

Auf politischer Ebene fordert die Organisation zudem ein generelles Verbot von irreführenden Werbeaussagen wie “klimaneutral” oder “klimapositiv”. Auf EU-Ebene wird ein solches Verbot aktuell diskutiert: Demnach sollen vage Produktangaben wie “umweltfreundlich” oder “klimaneutral” künftig verboten werden, wenn es dafür keinen Nachweis gibt. (js)